ASIEN/INDIEN - Gerechtigkeit, Gleichheit und Rechte für Dalit: Christen rufen zu Massenfasten auf

Dienstag, 28 Juni 2011

New Delhi (Fidesdienst) – In einem für die indische Politik und für die im Land lebenden religiösen Minderheiten selten wichtigen Moment rufen die Christen des Landes zu einem Massenfasten auf: wie einheimische Beobachter dem Fidesdienst berichten, lädt die christliche Glaubensgemeinschaft in Indien vom 25. bis 27. Juli zu einer Initiative ein, in deren Rahmen man durch das gemeinsame Fassten das Augenmerk der Regierung auf die Frage der Menschenwürde und der Menschenrechte sowie die Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Dalit (die so genannten „Kastenlosen“) lenken will. Rund 250 Millionen Dalit leben auf der untersten Gesellschaftsstufe in Indien in einem Umfeld, indem das Kastensystem zwar offiziell abgeschafft wurde, dieses jedoch in der gesellschaftlichen und institutionellen Praxis weiterhin angewandt wird.
Zu dem Massenfasten rufen insbesondere das „National Coordination Committee for Dailt Christians (NCCDC)“ und der „National Council of Dalit Christians (NCDC)“ auf. Der Initiative schließen sich zahlreiche Vereinte und christliche Gemeinden in ganz Indian an. Zwei Tage lang werden Christen verschiedener Konfessionen auf den Straßen und Plätzen New Delhis öffentlich fasten. Am 28. Juli ist zum Abschluss der Initiative ein gemeinsamer Marsch zum indischen Parlament geplant.
Im Mittelpunkt der Aktion steht die Achtung der in der Verfassung verankerten Rechte für christliche Dalit, insbesondere mit Bezug auf einen säkularen Staat und die Achtung der Religionsfreiheit, da Dalit auch heute noch diskriminiert werden und oft keinen Zugang zum Bildungswesen und zu öffentlichen Dienstleistungen haben. Die christlichen Dalit, die sich als so genannte „Kastenlose“ bereits mit zahlreichen Vorurteilen konfrontiert sehen, werden oft zusätzlich wegen ihres Glaubens diskriminiert.
Aus diesem Grund fordern christliche Vereine eine Revision des Paragraphen 3 der Verfassung („Scheduled Castes Order“), damit christliche und muslimische Dalit dieselben Rechte und Möglichkeiten haben wie hinduistische Dalit, die Anspruch auf Garantien und Begünstigungen haben, die den Dalit der anderen Glaubensgemeinschaften verweigert werden. Christen fordern die regierende Kongresspartei deshalb auf, „ihren in der Verfassung verankerten Pflichten nachzukommen“ und in diesem Sinne einzugreifen, da es „um eine grundlegende Frage der Gerechtigkeit und der Gleichheit“ geht.
Im Rahmen der parlamentarischen Sommersitzung wird sich die United Progressive Alliance (UPA), der die Kongresspartei und verschiedene kleiner Bündnispartner angehören, bereits mit anderen wichtigen Beschlüssen befassen: insbesondere geht es dabei um ein Gesetze zur Lebensmittelsicherheit, zur Landenteignung, gegen Korruption und gegen interkommunitäre Gewalt. Mit dem Letzteren soll der Zentralregierung Kompetenzen erhalten, die den Zuständigkeiten der einzelnen Staaten übergeordnet sind (vgl. Fidesdienst, 28/05/2011 und folgende Tage). (PA) (Fidesdienst, 28/06/2011)


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