ASIEN/PAKISTAN - Die Abschaffung des Ministeriums für Minderheiten kommt einem „zweiten Mord an Bhatti“ gleich

Dienstag, 28 Juni 2011

Islamabad (Fidesdienst) – Die Regierung in Pakistan ist bereit das Ministerium für religiöse Minderheiten abzuschaffen und es in verschiedene „Abteilungen“ aufzuspalten, deren Niederlassungen in den verschiedenen Provinzen angesiedelt sein sollen. Die Kompetenzen des Ministeriums werden im Rahmen einer „Entflechtung“, von der auch andere Ministerien betroffen sind, damit von der Bundesebene auf die Provinzebene umgeleitet.
Wie Beobachter aus politischen Kreisen in Pakistan dem Fidesdienst berichte, wird die Maßnahme voraussichtlich bereits ab 1. Juli in Kraft treten, womit „das Ministerium für die Rechte der Minderheiten von der Agenda der Zentralregierung gestrichen wird“, was in christlichen Kreisen Enttäuschung und Sorge hervorrufe. „Auf diese Weise“, so der Beobachter weiter, „wird der Minister Bhatti praktisch ein zweites Mal ermordet: beim ersten Mal wurde er physisch getötet, beim zweiten Mal wird sein Projekt und damit sein politisches Erbe zunichte gemacht, dem sein ganzes Engagement galt“.
Bereits bei der Regierungsumbildung im Februar 2011 wurde die Abschaffung des „unbequemen“ Ministeriums bereits erstmals in Betracht gezogen (vgl. Fidesdienst vom 07/02/2011), doch das geschickte Vorgehen von Shabhaz Bhatti, der auf die Unterstützung der US-amerikanischen Außenministerin Hillary Clinton zählen konnte, hatte dieses Vorhaben vereitelt, das jedoch sofort nach dem Mord an Bhatti erneut Gegenstand der Debatte war.
Die Tatsache, dass das Ministerium für Minderheiten im Finanzhaushalt des Jahres 2011-2012 nicht berücksichtigt wurde (vgl. Fidesdienst vom 04/06/2011) habe bereits darauf schließen lassen, so der Beobachter, dass man die endgültige Abschaffung des Ministeriums vorbereite.
Der gegenwärtige Staatssekretär für Minderheiten, der Katholik Ackram Gill, legte bereits Protest gegen die geplante Abschaffung ein: in den vergangenen Tagen hatte Gill eine Delegation von Abgeordneten und Politikern geleitet, die sich zu einem Gespräch mit dem Premierminister Raza Gilani traf. Und organisierte ebenfalls in den vergangenen Tagen eine entsprechende Protestkundgebung vor dem pakistanischen Parlament. Auch die Ständige Kommission des Parlaments für Minderheiten lehnte unterdessen eine Dezentralisierung des Ministeriums entschieden ab. Bei Pressekonferenzen und öffentlichen Veranstaltungen forderten Christen und Hindus ein Umdenken der Regierung. Ein katholischer Priester aus Lahore betont im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Wir sind enttäuscht und verbittert. Auf diese Weise werden die Rechte der Christen weiter in Vergessenheit geraten und aus der politischen Agenda verschwinden. Wir werden künftig noch schutzloser sein. Für fundamentalistische Gruppen ist das ein ‚Startschuss’ für neue Aggressionen, neue Gewalt und Christenverfolgung“. (PA) (Fidesdienst, 28/06/2011)


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