AFRIKA/NIGERIA - Erzbischof von Abuja fordert nach dem Attentat auf die Polizeibehörde: „Die islamische Glaubensgemeinschaft muss Extremisten isolieren“

Freitag, 17 Juni 2011

Abuja (Fidesdienst) – „Es handelt sich um eine äußerst besorgniserregende Entwicklung, denn es ist das erste Mal in der Geschichte Nigerias, dass ein Selbstmordattentat verübt wurde, zu dem sich die Attentäter umgehend bekannten“, so Erzbischof John Olorunfemi Onaiyekan von Abuja, der Hauptstadt Nigerias, wo am gestrigen 16. Juni zwei Menschen bei der Explosion einer Autobombe auf dem Parkplatz der nationalen Polizeibehörde des Landes starben. Zu dem Attentat bekannte sich die radikalislamische Sekte Boko Haram.
„Diese Sekte ist nicht unbekannt. Die Nigerianer erwarten sich von der Regierung, dass sie ihre Pflicht tut und die Sicherheit im Land garantiert und gegen eine Gruppe vorgeht, die sich offiziell gegen das Polizeisystem des Landes auflehnt“, so Erzbischof Onaiyekan, der auch auf die aufsehenerrregenden Modalitäten des Attentats hinweist: „Das Auto mit dem Sprengsatz wurde auf dem Parkplatz des Polizeichefs geparkt. Wie ist so etwas möglich? Dies zeigt, dass Ermittlungen auch in den Reihen des Sicherheitssystems stattfinden soll“.
Der Erzbischof von Abuja weist auch darauf hin, „Hinweise auf internationale Verbindungen zu ausländischen Fundamentalisten“ bestehen. „Ein Sprecher der Boko-Haram-Sekte bekräftigte, dass einige Mitglieder der Sekte, die sich in Somalia aufgehalten hatten, um sich dort ausbilden zu lassen, in das Land zurückgekehrt sind. Diese Männer sollen sich nun in ganz Nigeria aufhalten, um überall Angst und Schrecken zu verbreiten“.
„Diese Extremisten sind eine Herausforderung für ganz Nigeria und insbesondere für die islamische Glaubensgemeinschaft in Nigeria. Kein Muslim kann künftig sagen, dass der Terrorismus nichts mit dem Islam zu tun hat. Es reicht nicht zu sagen, ‚sie gehören nicht zu uns’ sondern man muss konkrete Maßnahmen zur Identifikation und Isolierung derer ergreifen, deren Ideen nicht mit dem Wohl des Landes und mit dem Wohl des Islams selbst vereinbar sind“, so Erzbischof Onaiyekan.
Die Sekte ist besonders im Norden des Landes aktiv. Erst vor wenigen Tagen wurde die Kathedrale in Maiduguri bei einem Attentat, zu dem sich ebenfalls die Boko-Haram-Sekte bekannte, ernsthaft beschädigt (vgl. Fidesdienst vom 14/06/2011). „Unsere Kirchen sind betroffen, weil sie ein leicht zu treffendes Ziel sind: sie sind gut sichtbar und unbewacht. Es gibt keine bewaffneten Soldaten vor unseren Kirchen, denn es handelt sich um Kultstätten, die allen offen stehen“, so der Erzbischof von Abuja.
„Zur allgemeinen Lage des Landes sollte gesagt werden, dass es ernsthafte Probleme gibt“, so Erzbischof Onaiyekan weiter. „Vor kurzem fanden Präsidentschafts-, Parlaments und Kommunalwahlen statt, die zwar nicht perfekt waren und bei denen es mancherorts zu Wahlbetrug kam, doch sie wurden als Prüfstand für eine allgemeine Verbesserung des politischen Systems betrachtet. Leider gibt es diese Verbesserung jedoch nicht in allen Bereichen. Die Mehrheit der Bevölkerung sieht sich mit den Problemen der Armut, der Arbeitslosigkeit und den Mängeln bei den Strukturen konfrontiert und die meisten ertragen dies mit viel Geduld. Doch es gibt auch solche, die die Geduld verloren haben und sich für Gewalt entscheiden. Doch dies ist keine Lösung, denn die Gewalt ist nur eine Ausdrucksform der Wut. Es zeigt uns jedoch, dass es sich nicht nur um eine Frage der öffentlichen Ordnung handelt, und um die Festnahme von Kriminellen, sondern dass wir die Lebensbedingungen der Menschen verbessern müssen“. Abschließend bittet Bischof Onaiyekan bittet um das Gebet: „Ich bitte um das Gebet dafür, dass Nigeria den Weg des Friedens und des Einklangs finden möge“. (LM) (Fidesdienst, 17/06/2011)


Teilen: