ASIEN/MYANMAR - Priester aus dem Norden des Landes: „Über 2.000 Menschen aus dem Volk der Kachin fliehen vor einem Bürgerkrieg: viele suchen in Kirchen Zuflucht“

Donnerstag, 16 Juni 2011

Myitkyina (Fidesdienst) – Im Norden von Myanmar herrscht Bürgerkrieg. „Die Auseinandersetzungen zwischen den Soldaten der Armee und den Milizen des Volkes der Kachin verursachen viele Leid unter der Zivilbevölkerung: über 2.000 Menschen wurden zu Binnenflüchtlingen und viele suchen Zuflucht in unseren Kirchen“, so ein katholischer Priester aus der Diözese Myitkyina, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte. Die Diözese im äußersten Norden des Landes umfasst den Staat Kachin (einer der insgesamt 14 Staaten des Landes), der Schauplatz der Konflikte ist.
„Die Auseinandersetzungen haben vor etwa einer Woche begonnen. Derzeit kommt es auch zu Beschuss mit Granatwerfern. Unsere Hoffnungen auf Frieden nach den jüngsten Wahlen wurden damit enttäuscht. Wir bitten die Gläubigen in aller Welt um ihr Gebet für uns“, berichtet der Priester dem Fidesdienst. „Die Soldaten der Kachin Independent Army (KIA)“, so der Priester weiter, „haben sieben Brücken zerstört (um den Vormarsch der Armee zu verhindern, Anm. d. R.) und 2.000 Zivilsten haben das Gebiet verlassen, um den Gefechten zu entkommen. Viele fliehen nach China, andere suchen Zuflucht in Kirchen“.
„Der Konflikt“, so der katholische Geistliche, „hat mit ersten Unruhen in der Ortschaft Sag Gang Pa an der Straße nach Prang Hku Dung begonnen, doch er hat sich rasch auf den ganzen Staat Kachin ausgedehnt“. Der Konflikt habe sich umgehend negativ aus da alltägliche Leben der Menschen ausgewirkt: „Der Dollar-Wechselkurs sank auf 750 Kyat und die Preise für Konsumgüter stiegen blitzartig an. Die Familien wissen kaum noch, wie sie überleben sollen“. Auch vier freiwillige katholische Helfer aus der Diözese Myitkyina, die die Dörfer in den abgelegenen Gebieten besuchten, seine betroffen: die Soldaten beschlagnahmten ihre Boote, so dass „die Pastoralarbeit der Kirche durch die Konfliktsituation auf ein Mindestmaß eingeschränkt wird.“
Unterdessen forderte die Nichtregierungsorganisation „Christian Solidarity Worldwide“ (CSW) einen umgehenden Waffenstillstand und internationale Hilfsprogramme für die Vertriebenen. In einer Verlautbarung, die dem Fidesdienst vorliegt, fordert CSW von den Vereinten Nationen und der Europäischen Union Druckausübung auf China und Indien, mit der Bitte um Aufnahme und Schutz für die Menschen die vor dem Bürgerkrieg in Kachin fliehen.
Die „Kachin Independent Organization“ fordert von der birmanischen Regierung seit vielen Jahren mehr Autonomie für die in der Minderheit lebende Volksgruppe. Der Waffenstillstand zwischen der Armee und der KIA wurde bereits im vergangenen Jahr gebrochen, als die Rebellen eine Eingliederung in die regulären Streitkräfte ablehnten. Anfang Juni 2011 forderte die birmanische Armee die Rebellen auf, sie aus einem von ihnen besetzten Gebiet zurückzuziehen. Nachdem diese der Aufforderung nicht nachkamen, veranlasste die birmanische Arme massive Truppenverstärkungen in der Region und begann mit dem Einsatz von Granatwerfern. (PA) (Fidesdienst, 16/06/2011)


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