ASIEN/PAKISTAN - Christlicher Minister zitiert bei der Präsentation des Haushalts der Provinz Punjab das Evangelium: doch im Süden von Punjab nehmen radikalislamische Bewegungen zu

Samstag, 11 Juni 2011

Lahore (Fidesdienst) – Der christliche Minderheitenminister der Provinz Punjab, Kamran Michael, stellte dem Parlament der Provinz den Haushalt vor. Zu beginn seiner Ansprache zitierte er das Evangelium, so wie muslimische Abgeordnete in ihren Beiträgen den Koran zitieren. Dies wurde von der christlichen Religionsgemeinschaft begrüßt. Nachdem es in den vergangenen Tagen eine öffentliche Debatte darüber gegeben hatte, ob ein Christ als „Politiker mit allen Rechten“ handeln dürfe oder ob sich seine Zuständigkeit nicht auf religiöse Minderheiten beschränken sollte. Unterdessen gibt es aber auch schlechte Nachrichten für die christliche Glaubensgemeinschaft in Punjab: ein Strafgericht in Faisalabad, das mit der Bekämpfung des Terrorismus befasst ist, sprach 70 Personen frei, die für das Massaker in Gojra verantwortlich gemacht werden, wo es im August 2009 auf der Grundlage falscher Anschuldigungen im Zusammenhang mit dem Blasphemieparagraphen in einem christlichen Stadtviertel zu Massengewalt kam.
Die Beauftragung von Kamran Michael mit der Präsentation des Haushalts, so Beobachter aus Punjab zum Fidesdienst, könnte ein „Alibi“ sein, dass unter Beweis stellen soll, dass die Regierung in Punjab religiöse Minderheiten respektiert. Der Premierminister von Punjab, Muhammad Shahbaz Sharif, ist für seine Nähe zu radikalislamischen Gruppen bekannt. Die Provinzregierung, „tut nichts, um die Verbreitung radikalislamischer Bewegungen, die sich insbesondere im Süden der Provinz vermehren, einzuschränken“, so die Beobachter.
Radikalislamische Gruppen, wie zum Beispiel „Tehreek-e-Taliban Pakistan“ (TTP) rekrutieren Jugendliche für Terrorattentate und, do die Beobachter aus Kreisen der Zivilgesellschaft weiter – und darüber hinaus gibt es mindestens weitere fünf radikalislamische Organisationen: Sipah-e-Sahaba Pakistan (SSP); Lashkar-e-Jhangvi (LeJ); Jaish-e-Mohammad (JeM), Harkatul Jihadul Islami (HJI); Lashkar-e-Taiba (LeT). In den vier Verwaltungsdistrikten im Süden von Punjab (Dera Ghazi Khan, Multan, Bahawalpur und Gojranwala) von diesen Gruppen beeinflusst werden, die vom Staat eigentlich verboten sind, gleichsam aber auch durch ein engmaschiges Netz von Koranschulen (mindestens 7.000) auch Kinder und Jugendliche beeinflussen. Dies zeigt sich auch dadurch, dass „unter den Jugendlichen im Süden von Punjab eine weit verbreitete Tendenz herrscht, sich Organisationen anzuschließen, die den Heiligen Krieg in Pakistan und außerhalb der Landesgrenzen propagieren: in Pakistan und Afghanistan schließen sich mindestens 10.000 Jugendliche solchen Organisationen an.“ Diese Tendenz, so die Beobachter abschließend, hat ihren Ursprung auch in „den chronischen Mängeln des pakistanischen Bildungssystems“. (PA) (Fidesdienst, 11/06/2011)


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