ASIEN/PAKISTAN - Bericht eines muslimischen Studienzentrums denunziert Christenverfolgung und Diskriminierung von religiösen Minderheiten

Montag, 6 Juni 2011

Karachi (Fidesdienst) – In den vergangenen Tagen veröffentlichte das nach dem Staatsgründer Mohammed Ali Jinnah benannte muslimische „Jinnah Institute“ seinen Bericht mit dem Titel „A question of faith“ (Eine Frage des Glaubens). Daraus geht hervor, dass in Pakistan die Gewalt gegen religiöse Minderheiten kontinuierlich zunimmt. Christen „sind die ersten Opfer der Verfolgung“, so die Autoren des Berichts des muslimischen Forschungszentrums, dessen Vorsitzende derzeit die muslimische Abgeordnete Sherry Rehman von der Regierungspartei „Pakistan People’s Party“ ist.
Der Bericht, der dem Fidesdienst vorliegt, stellt die Freiheit der religiösen Minderheiten im Land in den Mittelpunkt und enthält in diesem Sinne insgesamt 23 Vorschläge, darunter die Abschaffung oder Änderung des Blasphemieparagraphen; die Einführung neuer Artikel des Pakistanischen Strafgesetzes, für Personen die zu religiösem Hass oder religiöser Gewalt aufrufen; die Bekämpfung der Straffreiheit für muslimische Hassprediger; Reform der Polizei und des Justizsystems. Der Bericht fordert die Regierung auch zu einer Revision des Systems der islamischen Gerichtshöfe und zur Einführung neuer unabhängiger Behörde auf, des so genannten „Special Ombudsman“ nach dem Modell der in Europa existierenden Schöffengerichte, die auch Bezugspunkt für den Schutz der Rechte von Frauen und Minderheiten sein sollen.
„Wir sind völlig damit einverstanden und freuen uns, dass ein Institut dieses Ranges und Ansehens, das die muslimischen Intellektuellen des Landes vertritt, diese Themen anspricht und auch vor dem Thema Christenverfolgung nicht zurückschrickt“, so der Nationaldirektor der päpstlichen Missionswerke in Pakistan, Pfarrer Mario Rodrigues. „Wir wissen, dass Frau Rehman ihr Leben aufs Spiel setzt, wenn sie sich mit diesen Fragen befasst: wir danken ihr und sind mir ihr solidarisch. Ich glaube jedoch nicht, dass die Regierung sich mit dem Status der religiösen Minderheiten ernsthaft befassen wird. Doch der Bericht lässt uns hoffen, dass sich etwas in der öffentlichen Meinung und in der Zivilgesellschaft in Pakistan ändern wird.“
Der Bericht denunziert auch die weit verbreitete Diskriminierung von Minderheiten. Dabei basiert die Studie auf der Befragung von 125 führenden Vertretern der Zivilgesellschaft und Mitarbeitern von Nichtregierungsorganisationsgesellschaften sowie Vertretern der religiösen Minderheiten in einem Zeitraum von Dezember 2010 bis April 2011. Der Bericht dokumentiert die Zunehmende Verschlechterung des sozialen und wirtschaftlichen Status der religiösen Minderheiten und „die zunehmenden Gewalt ihnen gegenüber“. In der Analyse der Situation von Christen, Hindus und Ahmadi, die alle Zielscheibe von Gewalt und Diskriminierung werden, wird insbesondere darauf hingewiesen, dass „die Lage der Christen sich um ein beachtliches Maß verschlechtert hat“ und dass „Christen die ersten Opfer der Gewalt“ sind und sich oft als „Bürger zweiter Klasse fühlen“, da sie „in allen Bereichen des öffentlichen Lebens diskriminiert werden“. In den ländlichen Gebieten sind Christen besonders wehrlos und werden oft Opfer von Missbrauch durch reiche Muslime. (AP) (Fidesdienst, 06/06/2011)


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