ASIEN/NEPAL - Kirche fordert Garantien für die Religionsfreiheit im Falle einer Konversion zum Wohl des Landes

Freitag, 3 Juni 2011

Katmandu (Fidesdienst) – Der Schutz der Religionsfreiheit und der säkularen Struktur des Staates sei für das heutige Nepal von wesentlicher Bedeutung, doch die bevorstehende Billigung eines neuen Strafgesetzbuchs könne „religiöse Konversionen“ vielleicht zukünftig verbieten, so der Geschäftsführer von Caritas Nepal, Pfarrer K.B. Silas Bogati, zum Fidesdienst. Pfarrer Silas stammt aus einer hinduistischen Familie und begegnete dem christlichen Glauben im Laufe seines Lebens und fühlte sich zum Priesteramt im Dienst an den Mitmenschen berufen. Vor diesem Hintergrund kommentiert er im Gespräch mit dem Fidesdienst den Entwurf des neuen Strafgesetzbuschs, dass künftig „den Übertritt von einer Religion zu einer anderen“ verbieten könnte. Dabei betont er auch, dass zu den Prioritäten der Kirche in Nepal das Engagement im Bildungswesen und der selbstlose Dienst an den Mitmenschen gehören.

P. Bogati, wie kam es zu Ihrer eigenen Konversion?

Ich stamme aus einer hinduistischen Familie. In meiner Jugend habe ich mich nach dem Sinn des Lebens gefragt und den Satz aus dem Johannesevangelium (Joh 3,16) gehört: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“. Diese Botschaft war für mich befreiend, sie hat mein Herz berührt und mich Jesus Christus finden lassen. Nach einer Zeit der Entscheidungsfindung habe ich mich für den katholischen Glauben entschieden und durch das Zeugnis vieler katholischer Schwestern und Priester, habe ich mich schließlich dazu berufen gefühlt, mein ganzes Leben in den Dienst der Mitmenschen zu stellen. Heute besteht meine Arbeit darin, von der Liebe Gottes durch meine Arbeit bei Caritas Nepal Zeugnis abzulegen.

Wie beurteilen Sie den Entwurf des neuen Strafgesetzbuchs?

Der Artikel 160 des neuen Strafgesetzbuchs, der vom Parlament geprüft werden wird, verstößt gegen die Gewissens- und Religionsfreiheit. Wir fordern die umgehende Streichung. Der Artikel verbietet jede Art von Handlung, die einen Menschen dazu bewegen könnte, zu einer anderen Religion zu konvertieren. Es sind Geldstrafen und Haft von bis zu fünf Jahren vorgesehen. Würde dieses Gesetz gebilligt, könnte die Verkündigung Christi im Land ein Straftatbestand werden. Die Religionsfreiheit ist für das Wohl des Landes von grundlegender Bedeutung. Als Christen wollen wir zum Aufbau eines säkularen Staates beitragen, der die Religionsfreiheit respektiert. Wäre dieses Gesetz bereits in Kraft, wäre ich nicht hier.

Welche Prioritäten verfolgt die katholische Kirche im Land?

Die katholische Kirche engagiert sich in Nepal vor allem im Bereich des Bildungswesens: es waren die Jesuiten, die vor 50 Jahren englischsprachige Schulen eingeführt haben. Heute befinden sich 31 Schulen in Trägerschaft der katholischen Kirche, die damit zum Wachstum der neuen Generationen beiträgt. Dies ist für uns ein vorrangiger Tätigkeitsbereich. Zudem sind wir im sozialen und karitativen Bereich tätig: Caritas hat in 58 der insgesamt 75 Verwaltungsbezirke des Landes Niederlassungen, die Programme für die Lebensmittelsicherheit, die menschliche Förderung, das soziale und wirtschaftliche Wachstum und spezifische Hilfsprogramme für Kinder und Bauern unterstützen. Besonders engagieren wir uns auch im Kampf gegen den Handel mit Kindern und Frauen, der in Nepal ein blühendes Geschäft ist, wobei die Nachfrage vor allem aus dem Nahen Osten kommt. Dahinter verbergen sich kriminelle Schlepperbanden mit internationalen Verbindungen.

Wie gestaltet sich Ihre Arbeit bei der Caritas?

Wir sind in einem Land mit über 29 Millionen mehrheitlich hinduistischen Einwohnern insgesamt rund 7.800 Katholiken. Unsere Arbeit besteht hauptsächlich darin, die Liebe Gottes zu bezeugen, und dabei Tausenden von Menschen Gutes zu tun. Als Caritas sind wir vor allem durch den Dienst an Armen und Menschen in Not präsent: bei Naturkatastrophen oder wo Menschen in Schwierigkeiten sind versuchen wir Obdachlosen oder Vertriebenen zu helfen. In diesem Sinne vermitteln wir den Menschen in Nepal: „Christus liebt euch“. Wie Christus arme und bedürftige Menschen liebt, so tut es auch die katholische Kirche in Nepal. Es ist unsere Art der Verkündigung des Evangeliums. Dabei handelt es sich nicht um eine explizite Evangelisierung, aber alle wissen, dass wir Christen sind und in wessen Namen wir unseren Dienst tun und viele bitten uns, unseren Glauben kennen lernen zu dürfen.

Wie ist heute die politische Lage in Nepal?

Die politische und soziale Lage ist vor allem durch Instabilität und Ungewissheit gekennzeichnet. Es ist noch nicht gelungen, die neue Verfassung zu verabschieden, über die seit Monaten debattiert wird. Grund dafür ist die allgemeine politische Instabilität. Politiker aller Parteien scheinen nur nach Macht und nach dem eigenen Profit zu streben, ohne dabei das Interesse der Bürger oder das Gemeinwohl im Auge zu haben. Als Kirche versuchen wir, obwohl wir eine verschwindend kleine Minderheit sind, unsere prophetische Stimme zu erheben und auf die Werte der Gerechtigkeit, des Friedens der guten Regierungsführung und der interreligiösen Harmonie hinzuweisen. Damit wollen wir vor allem auch dem Stimmlosen Gehör verschaffen. (PA) (Fidesdienst, 03/06/2011)


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