ASIEN/INDIEN - Gerechtigkeit für Christen in Orissa: „Justiz bleibt weiterhin eine Farce“ - Zu viele Delikte bleiben unbestraft

Freitag, 20 Mai 2011

New Delhi (Fidesdienst) – Die Antwort der Regierung, der Gerichte und der Institutionen gegenüber den christlichen Gemeinden in Orissa im Hinblick auf die Massaker im Jahr 2008 „gleicht immer noch einer Farce“, so der Leiter des ökumenisch geprägten „Catholic Secular Forum“ (CSF).
In den vergangenen Tagen wurden in Orissa 13 Menschen zu fünf Jahren Haft verurteilt, weil sie an der antichristlichen Gewalt im Jahr 2008 beteiligt waren. Sie hatten Wohnungen im Dorf Sartaguda in Brand gesteckt. Doch die Zahl der zu verhaftenden Personen sollte in die Tausende gehen, so der CSF zum Fidesdienst: „Zu viele Schuldige befinden sich auf freiem Fuß, zu viele Delikte, Morde und Vergewaltigungen bleiben unbestraft“.
Die Daten zur Lage der Rechtssprechung, die dem Fidesdienst vorliegen, sind erschreckend: nur rund 20% der radikalen Hindus, die für die Angriffe verantwortlich waren und identifiziert wurden, wurden zu einem Verhör geladen; von 3.232 Anzeigen, die von Christen erstattet worden waren, wurden nur 828 in Betracht gezogen und in einem FIR (First Information Report) festgehalten, der Voraussetzung für Ermittlungen und ein offizielles Vorgehen der Polizei ist. Von diesen 828 Fällen, wurden nur 327 im Rahmen eines Prozesses verhandelt: dabei gab es 167 Freisprüche, 86 leichte Urteile und in 90 Fällen erging noch kein Urteil. Insgesamt 1.597 Milizionäre wurden zwar identifiziert aber nicht zur Rechenschaft gezogen, während Tausende Aggressoren von der Polizei nicht einmal vorgeladen wurden und völlig unbehelligt bleiben.
Auch heute, so der CSF, „sind Christen Opfer fortwährender Einschüchterungen seitens extremistischer Hindugruppen, die von ihnen fordern, dass sie nicht vor Gericht aussagen, die eigene Anzeige zurücknehmen oder von Prozessen absehen. Auch Richter und Anwälte werden bedroht: alles lässt darauf schließen, dass es bei den Prozessen viele Anomalien und Irregularitäten gibt.“
Erst vor wenigen Tagen hatte Erzbischof John Barwa von Cuttack-Bhubaneswar in einem Interview mit dem Fidesdienst (vgl. Fidesdienst vom 19/05/2011) erklärt, dass „Christen in Orissa sich von den Institutionen vernachlässigt fühlen“ und dass der Fall Orissa eine Art Prüfstand für das Funktionieren der Justiz in Indien sei. (PA) (Fidesdienst 20/05/2011)


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