AFRIKA/NIGERIA - Nigerdelta zwischen Erdölgeschäften und den Forderungen des Ijaw-Volkes

Mittwoch, 29 September 2004

Lagos (Fidesdienst) - Der Anführer, der nigerianischen Rebellen, die mit deinem Anschlag auf die Erdölförderanlagen im Nigerdelta drohten, befindet sich derzeit in der nigerianischen Hauptstadt Abuja, um dort Verhandlungen mit der nigerianischen Regierung zu führen.
Mujahid Dokubo-Asari, Anführer der „Niger Delta’s People Volunteer Force“ kam am 29. September in die nigerianische Hauptstadt, nachdem er zuvor gedroht hatte, er werde mit seinen Einheiten die Erdölförderung sabotieren, sollte die Regierung bis zum 1. Oktober nicht zu Verhandlungen mit dem Vertretern des Ijaw-Volkes bereit sein. Dies führte unter anderem dazu, dass die Erdöl-Preise auf über 50 Dollar pro Barrel anstiegen.
Die Rebellengruppe setzt sich vor allem aus Mitgliedern des Ijaw. Volkes zusammen, das vor allem in sechs nigerianischen Bundesstaaten lebt: Ondo, Edo, Delta, Bayelsa, Rivers und Akwa Ibom. Insgesamt leben in Nigeria rund 14 Millionen Ijaw, damit sind sie in der Region der größte Volksstamm und das viertgrößte Volk in ganz Nigeria. Die Ijaw sind größtenteils Anhänger von Naturreligionen oder Christen.
Seit 1958 Erdölunternehmen aus Frankreich, den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Italien mit der Förderung von Erdöl in der Region begannen erheben die Ijaw Ansprüche auf einen Anteil aus den Gewinnen der Erdölgeschäfte und auf Schadenersatz für die durch den Bau der Förderanlagen entstandenen Umweltschäden. Diese Forderungen werden von verschiedenen Bewegungen vertreten und neben den „„Niger Delta’s People Volunteer Force“ gibt es auch noch die „Egbesu Boys of Bayelsa“, das „Chicoco Movement“, den „Ijaw Youth Council“ und andere. Aus diesen Bürgerbewegungen bildeten sich auch kriminelle Gruppen, die vor Raubüberfällen, Erpressungen und Sabotageakten nicht zurückschrecken. Diese verbrecherischen Banden zapfen auch Pipelines an und füllen das Rohöl direkt in Tankwagen ab. Bei diesen Raubüberfällen kam es bereits mehrmals zu Explosionen, bei denen hunderte Menschen starben oder verletzt wurden.
Die Situation im Nigerdelta ist deshalb sehr instabil. Bereits 1998 hatten die „Egbesu Boys“ mit einem Anschlag auf die Förderanlagen gedroht und ein Ultimatum die so genannte „Erklärung von Kaima vom 11. Dezember 1998“ gestellt.
„Es ist nur schwer zu verstehen, weshalb die internationale Presse den Worten des Anführers der „Niger Delta’s People Volunteer Force“ derart große Bedeutung beimisst und damit sogar der Anstieg der Erdölpreise gerechtfertigt wird“, so einheimische Beobachter aus Südnigeria gegenüber dem Fidesdienst. „Es scheint als ob die Schuld auf das letzte Glied einer langen Kette abgewälzt werden soll. Denn die Erdölpreise hängen von den internationalen Märkten ab, auf denen es vor allem um Spekulationen geht“. (LM) (Fidesdienst, 29/09/2004 - 36 Zeilen, 401 Worte)


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