AFRIKA/ÄGYPTEN - Sind Vertreter aus den Reihen der Moslimbrüder bereit für eine Öffung gegenüber der Religionsfreiheit?

Dienstag, 17 Mai 2011

Kairo (Fidesdienst) – Die den Muslimbrüdern nahe stehende Partei „Freiheit und Gerechtigkeit“ hat einen neuen stellvertretenden Vorsitzenden: den koptischen Christen Rafiq Habib. Abdel Moneim Abouel Fotouh, ein ebenfalls den Moslimbrüdern nahe stehender Intellektueller, der sich jedoch nicht der Partei angeschlossen hat, wird sich als unabhängiger Kandidat bei den kommenden Wahlen um das Amt des Präsidenten bewerben. Er setzt sich für das Recht auf Gewissensfreiheit ein und verurteilt Zwangsbekehrungen. „Niemand darf eingreifen, wenn ein Christ beschließt zum Islam zu konvertieren oder wenn ein Muslim dem Islam den Rücken kehrt zum Christentum konvertieren will.“, so Aboul Fotouh in einem Interview mit einem Fernsehsender. „Wenn man Personen dazu zwingt, einen Glauben anzunehmen, dann nimmt die Heuchlerei zu“, so Aboul Fotouh weiter, der auch darauf hinwies, dass die Todesstrafe für den Abfall vom islamischen Glauben in den Kontext der ersten Jahre des Islam eingeordnet werden muss, und nicht für die Konversion galt sondern für den Fall, dass Abtrünnige den Islam mit Waffengewalt bekämpften.
Der seit vielen Jahren in Kairo tätige Comboni Missionar, P. Luciano Verdoscia, betont dazu im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Mit der Revolution wurden nicht nur fundamentalistische Kräfte freigesetzt, die gewaltsam agieren (und sich dabei vielleicht an Elementen des alten Regimes inspirieren), sondern vor allem fordert nun ein beachtlicher Teil der Bevölkerung eine möglichst laizistische Regierung“, so P. Luciano. „Nun, da in den Reihen der Partei der Moslimbrüder, die als sehr von der religiösen Ideologie geprägte Partei gilt, Intellektuelle auftreten, die in der Lage sind die Vergangenheit des Islam mit kritischen Augen zu betrachten, muss auch dies berücksichtigt werden“, so der Missionar.
„Doch es muss vor allem auch bedacht werden, dass man sich auf der politischen Bühne bewegt und dass man sich, wenn man die Stimmen der Wähler außerhalb der eigenen Anhänger gewinnen will, auch als moderate Kraft darstellen muss. Wir müssen also versuchen zu erkennen, ob es sich nur um eine Strategie handelt um an die Macht zu gelangen und später islamitische Visionen aufzuerlegen“, warnt der Missionar. Ich hoffe jedoch, dass es auch in islamischen Kreisen wirklich eine Debatte geben wird, was die grundlegenden Rechte des Menschen anbelangt. Angefangen bei der Gewissensfreiheit“, so P. Verdoscia abschließend. (LM) (Fidesdienst, 17/05/2011)


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