VATIKAN - Papstaudienz für die Teilnehmer der Vollversammlung der Päpstlichen Missionswerke: „Alles in der Kirche steht im Dienst der Evangelisierung… Alle müssen an der Mission ad gentes mitwirken“.

Samstag, 14 Mai 2011

Vatikanstadt (Fidesdienst) – Am Samstag, den 14. Mai 2011, empfing Papst Benedikt XVI. die Teilnehmer der Vollversammlung der Päpstlichen Missionswerke im Vatikan in Audienz. Es folgt der Text seiner Ansprache im Wortlaut:
„Herr Kardinal, verehrte Brüder im Bischofs- und Priesteramt, liebe Brüder und Schwestern,
ich möchte mich mit einem herzlichen Gruß vor allem an den neuen Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Erzbischof Fernando Filoni, wenden, dem ich herzlich für die Worte danke, mit denen er sich im Namen aller an mich gewandt hat. Von ganzem Herzen wünsche ich ihm alles Gute für ein fruchtbares Amt. Gleichsam danke ich aufrichtig Herrn Kardinal Ivan Dias für seinen großherzigen und vorbildlichen Dienst, den er in den vergangenen Jahren im Missionsdikasterium an der Weltkirche geleistet hat. Der Herr möge diese beiden Arbeiter in seinem Weinberg auch künftig mit seinem Licht leiten. Ich begrüße den Sekretär der Kongregation, Erzbischof Hon Tai-Fai, den beigeordneten Sekretär und Präsidenten der Päpstlichen Missionswerke, Erzbischof Piergiuseppe Vacchelli, die Mitarbeiter der Kongregation und die Nationaldirektoren der Päpstlichen Missionswerke, die aus den verschiedenen Ortskirchen zur Jahresvollversammlung des Höheren Rates nach Rom gekommen sind. Alle heiße ich herzliche willkommen.
Liebe Freunde, mit Ihrem wertvollen Beitrag zur missionarischen Animation und Zusammenarbeit erinnern Sie das Gottesvolk an „die Notwendigkeit der ‚missio ad gentes’“ (Apostolisches Schreiben Verbum Domini, 95), die die „große Hoffnung“ verkündet, jenen Gott, „der ein menschliches Angesicht hat und der uns geliebt hat bis ans Ende: jeden einzelnen und die Menschheit als ganze“ (Enzyklika, Spe salvi, 31). Neue Probleme und neue Sklavereien befallen unsere heutige Zeit. Das gilt sowohl für die so genannte Erste Welt, die üppig und reich lebt, doch eine unsichere Zukunft vor sich hat, als auch für die Dritte Welt, in der die Zahl der Armen, der Flüchtlinge und der Unterdrückten steigt, für die das Licht der Hoffnung schwindet. Grund dafür ist auch eine Globalisierung, die sich dem Profit verschrieben hat. Deshalb muss die Kirche permanent ihren Einsatz erneuern, der Welt Christus zu bringen und seine messianische Sendung weiterzuführen, damit das Reich Gottes komme - ein Reich der Gerechtigkeit, des Friedens, der Freiheit und der Liebe. Der Wandel der Welt nach dem Plan Gottes mit der erneuernden Kraft des Evangeliums „damit Gott allen alles ist“ (1 Kor 15,28) ist die Aufgabe des ganzen Gottesvolkes. Deshalb müssen wir mit neuer Begeisterung das Werk der Evangelisierung fortsetzen. Die freudige Verkündigung des Reiches Gottes, der in Christus durch die Kraft des Heiligen Geistes gekommen ist, um die Menschen zur wahren Freiheit der Kinder Gottes zu führen, fern von jeder Art von Sklaverei. Wir müssen das Netz des Evangeliums im Meer der Geschichte auswerfen und die Menschen auf die Erde Gottes bringen.
„Die Sendung, das Wort Gottes zu verkünden, ist Aufgabe aller Jünger Christi, infolge ihrer Taufe“ (Apostolisches Schreiben Verbum Domini, 94). Doch damit es einen entschlossenes Einsatz für die Evangelisierung gibt, ist es notwendig, dass die einzelnen Christen und die Gemeinden wirklich glauben, dass „das Wort Gottes die Heilswahrheit ist, die jeder Mensch zu jeder Zeit braucht“ (ebd. 95) Wenn diese Glaubensüberzeugung nicht tief in unserem Leben verwurzelt ist, werden wir die Leidenschaft und die Schönheit der Verkündigung nicht empfinden können. In Wirklichkeit sollte jeder Christ sich die Dringlichkeit des Einsatzes für den Aufbau des Reiches Gottes zu eigen machen. Alles in der Kirche steht im Dienst des Evangeliums: Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien. „Kein Christgläubiger darf sich von dieser Verantwortung entbunden fühlen, die der sakramentalen Zughörigkeit zum Leib Christi entspringt“ (ebd., 94). Wir müssen deshalb vor allem dafür besondere Sorge tragen, dass alle Sektoren der Pastoral, der Katechese und des karitativen Engagements von der missionarischen Dimension geprägt ist: Kirche ist Mission.
Grundlegende Voraussetzung für die Verkündigung ist, dass man sich ganz von Christus ergreifen lässt, der das menschgewordene Wort ist, denn nur wer das menschgewordene Wort aufmerksam hört, wer innig mit Ihm verbunden ist, kann zu dessen Verkünder werden (vgl. ebd. 51, 91). Die Boten des Evangeliums müssen sich vom Wort beherrschen lassen und sich aus den Sakramenten speisen: von dieser Lebensquelle hängen ihre Existenz und ihr missionarisches Amt ab. Nur wer tief in Christus und seinem Wort verwurzelt ist, kann der Versuchung entgehen, die Evangelisierung auf ein rein menschliches, soziales Vorhaben zu reduzieren und die transzendente Dimension des von Gott geschenkten Heils zu verstecken oder zu verschweigen. Es ist ein Wort das explizit verkündet werden muss, denn ohne das konsequente Zeugnis leidet seine Verständlichkeit und Glaubwürdigkeit. Auch wenn wir uns selbst oft als ungenügend oder unfähig empfinden sollten wir stets der Kraft Gottes gewiss sein der seinen Schatz „in Tontöpfen aufbewahrt“ damit deutlich wird, dass Er es ist, der durch uns handelt.
Die Aufgabe der Evangelisierung ist faszinierend und anspruchsvoll: sie erfordert Liebe zur Verkündigung und zum Zeugnis, eine derart totale Liebe, dass sie auch das Martyrium mit sich bringen kann. Die Kirche darf ihre Sendung, das Licht Christi zu den Menschen zu bringen, die frohe Botschaft des Evangeliums zu verkünden, nicht vernachlässigen, auch wenn dies Verfolgung mit sich bringt (vgl. Apostolisches Schreiben, 95). Sie ist Teil ihres Lebens, wie sie es für Jesus war. Christen dürfen keine Angst haben, auch wenn sie derzeit die „meistverfolgte- und unterdrückte Religionsgemeinschaft der Welt“ sind (vgl. Botschaft zum Weltfriedenstag 2011, 1). Der heilige Paulus bekräftigt, dass „weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur uns von der Liebe Gottes scheiden können, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,38-39).
Liebe Freunde, ich danke Ihnen für die missionarische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, für die Sie als Nationaldirektoren der Päpstlichen Missionswerke in den Ortskirchen verantwortlich sind. Die Päpstlichen Missionswerke, die meine Vorgänger und das Zweite Vatikanische Konzil gefördert und ermutigt haben (vgl. Ad Gentes, 38) bleiben das wichtigste Instrument der missionarischen Zusammenarbeit und für eine fruchtbares Teilen der personellen und finanziellen Ressourcen unter den Kirchen. Man darf auch nicht den Beitrag vergessen, den die Päpstlichen Missionswerken zur Tätigkeit der Päpstlichen Kollegien in Rom leisten, wo Priester, Ordensleute und Laien aus den Missionsländern ausgebildet werden, die von ihren Bischöfen ausgewählt und entsandt wurden. Ihre Arbeit ist wertvoll für den Aufbau der Kirche, die dazu bestimmt ist, „gemeinsames Haus“ aller Menschen zu sein. Der Heilige Geist, Hauptakteur der Mission, leite und unterstütze uns stets, durch die Fürsprache der Gottesmutter Maria, Stern der Evangelisierung und Apostelkönigin. Ich erteile Ihnen und allen Ihren Mitarbeitern meinen Apostolischen Segen. (SL) (Fidesdienst, 14/05/2011)


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