AFRIKA/ÄGYPTEN - Bei den jüngsten Anschlägen wurde eine katholische Kirche angegriffen und der Vater eines Postulaten der Comboni Missionare ermordet: „Muslime sollten Gewalt im Namen der Religion ablehnen“, so ein Missionar aus Kairo

Montag, 9 Mai 2011

Kairo (Fidesdienst) – Zwölf Tote und rund hundert Verletzte forderten die Anschläge auf verschiedene christliche Kirchen im Stadtteil Imbaba im Nordwesten Kairos. „Unter den angegriffenen Kirchen befindet sich auch ein katholisches Gotteshaus neben mehreren koptisch orthodoxen Kirchen“, so der seit vielen Jahren in Kairo tätige italienische Comboni Missionar, P. Luciano Verdoscia. „Eine Gruppe Salafiten drangen schießend in die Kirche ein und ermordeten den Vater einer unserer Postulanten, der sich derzeit in Uganda aufhält. Die Schüsse trafen den Mann in die Brust“, so P. Lucionao zum Fidesdienst.
„Als Motiv für die Anschläge nannten die Salafiten den Fall der Frau eines koptisch orthodoxen Priesters, die sich von ihrem Mann scheiden lassen will. Die orthodoxe Kirche hat in solchen Fällen sehr strenge regeln und die Frau soll sich zum Islam bekehrt haben, um ihrem Ehemann zu entkommen- Die Salafiten behaupten, dass die Frau gefangen gehalten wird und gegen ihren Willen wieder zum koptischen Glauben zurückgeführt wurde“, so der Missionar. Der Übergriff auf die Kirche in Imbaba, in der sich die Frau angeblich aufhalten soll, war der Auslöser der Gewalt vom Samstag, den 7. Mai.
„Über die Angelegenheit dieser Frau hinaus, sollte man einige Betrachtungen anstellen, damit man diese jüngsten Ereignisse besser einordnen kann“, so P. Luciano. „Das Stadtviertel Imbaba gehört zu den armen Gegenden Kairos. In denen der Fanatismus einen fruchtbaren Nährboden findet, da viele Menschen arm und ungebildet sind. Die Salafiten sind zwar nicht in der Mehrheit, aber sie machen immer wieder auf sich aufmerksam, zum Teil auch mit Gewalt. Nach Ansicht von Beobachtern sollen diese Gruppen vom alten Regime manipuliert werden, das damit sagen will: ‚schaut, was ohne uns geschieht. Man braucht eine starke Regierung, die mit eiserner Hand für ein Gleichgewicht sorgt’. Meiner Meinung nach“, so der Missionar, „sollte sich der Islam weiter entwickeln“. „Ich hoffe, dass sich die gemäßigten Muslime von bestimmten Auslegungen des Islam distanzieren werden. Zu diesen Morden kommt es, weil im Islam manche Personenkategorien als ‚Ungläubige’ klassifiziert werden, was das Recht dazu gibt, diese Menschen zu töten oder sie ihres Besitzes zu berauben. Auslegungen dieser Art sollten von Islamwissenschaftlern aus den eigenen Reihen revidiert werden“, so der Missionar abschließend. (LM) (Fidesdienst, 09/05/2011)


Teilen: