ASIEN/PAKISTAN - Nach dem Tod von Bin Laden werden Racheakte gegen die christliche Glaubensgemeinschaft befürchtet: Schulen bleiben geschlossen, Kirchen werden bewacht

Montag, 2 Mai 2011

Lahore (Fidesdienst) – Katholische Schulen und Einrichtungen bleiben geschlossen, Kirchen und christliche Stadtviertel werden bewacht: so erlebt die christliche Glaubensgemeinschaft in den wichtigsten Städten Pakistans die Stunden nach Bekanntwerden der Nachricht des Todes von Bin Laden. Der Anführer des Terrornetzwerks Al-Kaida wurde gestern von amerikanischen Sondereinheiten in Abbottabad rund 60 Kilometer von Islamabad entfernt getötet.
Wie einheimische Beobachter berichten haben die zivilen Behörden des Landes die besonderen Sicherheitsmaßnahmen in Islamabad, Lahore, Karachi und Multan sowie in anderen Städten veranlasst, da man gewaltsame Aktionen gegen christliche Ziele befürchtet. Christen werden von den Taleban mit dem Westen und insbesondere auch mit den Vereinigten Staaten identifiziert und sind deshalb eine besonders bevorzugte Zielscheibe.
Paul Bhatti, der Sonderberater der Pakistanischen Regierung für religiöse Minderheiten, betont im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Die Lage ist sehr angespannt. Es gibt in der Tat Befürchtungen, dass es zu gewaltsamen Reaktionen gegen christliche Minderheiten kommen könnte, die vollkommen sinnlos wären. Die Regierung versucht dies mit besonderen vorbeugenden Maßnahmen zu verhindern.“
Pfarrer Mario Rodrigues, Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Pakistan, der in Karachi lebt, betont gegenüber dem Fidesdienst, kurz nach einer Sitzung mit Vertretern der zivilen Behörden: „Man hat uns gewarnt und gebeten, unsere Einrichtungen zu schließen. Und es wurde zusätzliches Wachpersonal vor unseren Kirchen stationiert. Christen sind in Pakistan unschuldige Opfer, auch in einer solchen Situation: jede Ausrede gilt, wenn es darum geht sie einzuschüchtern oder gar Gewalt gegen sie auszuüben“.
Zu den langfristigen Folgen der Ermordung des Al-Kaida-Anführers sagt Pfarrer Rodrigues: „Nach Ansicht von Beobachtern könnten in den kommenden Monaten die Christenverfolgungen jedoch zurück gehen und der ideologische Kampf weniger intensiv geführt werden. Wir werden abwarten müssen. Intoleranz und radikale Gruppen sind in unserem Land jedoch ganz offensichtlich weit verbreitet und andere extremistische Anführer könnten auch künftig Terrorakte durchführen. Erst in den vergangenen Tagen kam es zu massiven Angriffen auf christliche Stadtviertel in Gujranwala. Es sind ernsthafte Maßnahmen notwendig, die dem islamischen Extremismus entgegenwirken: und diese Maßnahmen sollte es in allen Bereichen geben: in der Kultur, in der Bildung auf sozialer Ebene aber auch in der Politik und bei der Gesetzgebung.“. (PA) (Fidesdienst, 02/05/2011)


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