ASIEN/INDIA - Neue Welle antichristlicher Gewalt in Orissa: unter den Gläubigen kehrt die Angst zurück

Mittwoch, 9 März 2011

Bhubaneshwar (Fidesdienst) – Eine neue Welle der Gewalt sorgt unter christlichen Gemeinden in Indien erneut für Angst und Schrecken: wie einheimische Beobachter dem Fidesdienst bereichten wurden seit Dezember vergangenen Jahres im Distrikt Malkangiri im Staat Orissa wiederholte Angriffe Christen aus den dort lebenden tribalen Völkern verübt. Im vergangenen Monat wurden die Angriffe häufiger: es wurden über insgesamt 10 Übergriffe registriert, bei denen mehrere Gläubige verletzt wurden, darunter auch Frauen und Kinder. Wie der Pastor Vijay Purusu von der evangelischen “Betel Church” berichtet, wurden die Christen bei nächtlichen Übergriffen misshandelt: mindestens vier christliche Familien haben aus Angst ihre Wohnungen verlassen.

Der ostindische Staat Orissa und insbesondere der Distrikt Khandamal, waren bereits in den Jahren 2007-2008 Schauplatz einer langen Reihe von Angriffen und Aggressionen gegen Christen, bei denen 6.600 Wohnungen von Christen zerstört wurden und über 56.000 Menschen ihre Heimat verlassen mussten. Nach Angaben von Beobachtern aus Kreisen der einheimischen Gemeinden werden nun neue Episoden befürchtet, hinter denen sich die hinduistisch geprägten Milizionäre der Bewegung “Rashtriya Swayamsevak Sangh” (RSS) verbergen könnte, die auch für die Gewalt vor drei Jahren verantwortlich war und dafür noch nicht strafrechtlich verfolgt wurde. Dies würde erneut Angst und Schrecken verbreiten und dazu führen, dass viele Christen die Region verlassen müssen, sollten die einheimischen Behörden nicht eingreifen.

Die Christen meldeten die Episoden in den vergangenen Wochen auch bei der Polizei, erhielten jedoch bisher noch keine offizielle Antwort. Unterdessen bildeten die Gläubigen „Friedenskomitees“, die sich für eine Entspannung der Lage einsetzen wollen. Auslöser dieser jüngsten Spannungen war die Bekehrung einiger von Mitgliedern der tribalen Völker bewohnten Dörfer zum Christentum, die bei den Hindus nicht gern gesehen ist. “Zu den Angriffen kommt es auch, weil einige Hindus das erfolgreiche Engagement der Christen im Bereich des Sozial- und Gesundheitswesens nicht zu schätzen wissen.”, so die Beobachter zum Fidesdienst.
Unterdessen steht Orissa weiterhin im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses in Indien: der “All India Christian Council” (AICC) unterbreitete dem indischen Innenminister P. Chidambaram und dem Premierminister des Staates Orissa, Naveen Patnaik, ein Memorandum, in dem die Christen die Einrichtung einer “National Investigation Agency” fordern, die die Verantwortlichkeit des radikalen hinduistischen Netzwerks “Sang Parivar” im Zusammenhang mit der antichristlichen Gewalt in Orissa im Jahr 2008 aufzeigen soll. John Dayal, leitendes Mitglied des AICC, betont: “Es besteht kein Zweifel, dass Mitglieder der Sang Parivar an der Gewalt beteiligt waren”.

Eine weitere schwerwiegende Episode der Gewalt wird unterdessen auch aus dem Staat Rajasthan im Nordwesten Indiens gemeldet: in Jaipur wurde ein christlicher Pastor aus dem Volk der Adivasi dazu gezwungen 5 Kilometer weit nackt zu auf der Hauptstraße der Stadt zu laufen, während hinduistische Jugendliche auf einem Motorrad neben ihm her fuhren und ihn lächerlich machten. Zu dem Vorfall, über den die einheimischen Medien nicht berichteten kam es am vergangenen 1. Februar und über einen Monat nachdem bei der Polizei anzeige erstattet wurde, wurde noch keiner der Verantwortlichen verhaftet. (PA) (Fidesdienst 9/3/2011)


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