AFRIKA/ÄGYPTEN - P. Verdoscia zum Fidesdienst: „Es beginnt die Debatte über die Zukunft Ägyptens: man muss auf eventuelle Überraschungen gefasst sein“

Mittwoch, 16 Februar 2011

Kairo (Fidesdienst) – Ägypten sieht sich mit einer Reihe von finanziellen Forderungen und Gehaltserhöhungen konfrontiert, die verschiedenen Bereiche der Wirtschaft betreffen. Wie der seit vielen Jahren in Kairo tätige Comboni Missionar P. Luciano Verdoscia dem Fidesdienst mitteilt, „streiken seit mehren Tagen die Busfahrer. Gestern wurde ein Busfahrer bedroht, weil er zur Arbeit gehen wollte. Dies erschwert den Menschen den Alltag, denn die Busse sind die wichtigsten und billigsten Transportmittel, um an den Arbeitsplatz zu gelangen“.
Zur politischen Lage sagt P. Verdoscia, dass „der Hohe Militärrat, der das Land seit dem Rücktritt Mubaraks regiert, in einer offiziellen Verlautbarung, die Bürger des Landes dazu auffordert, nicht weiter zu demonstrieren, da der Moment nicht dazu geeignet sei, so lange die Regierung eine neue Verfassung erarbeitet.“
„In diesem Zusammenhang“, so der Missionar, „gibt es eine öffentliche Debatte zu verschiedenen Punkten. Man diskutiert zum Beispiel über den Artikel 2 der bisherigen Verfassung, der besagt, dass Ägypten ein islamisches Land ist und es keine Gesetze geben darf, die den Gesetzen des Islam widersprechen. Es wurden Stimmen von Vertretern der muslimischen Glaubensgemeinschaft laut, die eine säkularen Stadt fordern und die Gleichheit aller Bürger (Muslime und Angehörige anderer Glaubensgemeinschaften) vor dem Gesetz. Damit fordern sie eine Revision des Artikels 2 der Verfassung. Natürlich gibt es auch andere, die diesen Artikel nicht ändern wollen“.
P. Luciano betont, dass „alles noch offen ist, da es zahlreiche Fragen gibt, mit denen man sich konfrontiert sieht. Es gibt mit Sicherheit Zeichen der Hoffnung, vor allem mit Blick auf den Verlauf dieser Revolution, doch man wird sehen müssen, welche Art von Opposition sich nun formiert. In den vergangenen Tagen betonten die Demonstranten auf dem Platz: wir sind heute vereint, weil wir das gemeinsame Ziel haben, das System zu ändern, d.h. Mubarak zu stürzen, danach werden wir an die Zukunft Ägyptens denken. Es wird also neue politische Parteien geben, die sich bei den künftigen Wahlen gegenüberstehen. Dafür wünschen wir uns natürlich das Beste“, so der Missionar abschließend. (LM) (Fidesdienst, 16/02/2011)


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