AFRIKA/ÄGYPTEN - Es müssen die Sicherheitsbedingungen für den wirtschaftlichen Aufschwung und den Fremdenverkehr wieder hergestellt werden

Samstag, 12 Februar 2011

Kairo (Fidesdienst) – „Die Menschen haben die ganze Nacht durchgefeiert und erst heute Morgen hat sich die Situation etwas beruhigt“, so der seit vielen Jahren in Kairo tätige Comboni Missionar, P. Luciano Verdoscia, nach dem Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Mubarak. „Es befinden sich immer noch Demonstranten auf dem Tahrir-Platz und man wird auch heute wieder feiern“, so der Missionar weiter. Zur nächsten Zukunft in Ägypten sagt er: „Man wird sehen müssen, wie die Wirtschaft reagiert, die während der Tage des Protests schwere Schäden erlitten hat. Es bleibt abzuwarten, wie die Behörden die Sicherheitsbedingungen wieder herstellen werden. Sollte die Armee in der Lage sein, die akzeptable Sicherheitsbedingungen zu gewährleisten, dann wird auch der Fremdenverkehr seine Tätigkeit wieder aufnehmen können.“
„In der Fremdenverkehrsbranche kam es zu einem völligen Stillstand, die Hotels sind leer, die von Touristen besuchten Restaurants und Bars sind geschlossen und wurden in einigen Fällen sogar plündert. Die Tourismusbranche gehört zu den wichtigsten Sektor der Volkswirtschaft, neben der Mautgebühr für die Durchquerung des Suez-Kanals und dem Gas- und Erdölsektor“, so P. Luciano, „Was die Lebensmittelversorgung anbelangt, so produziert Ägypten Obst und Gemüse, weshalb ein Minimum an Lebensmittelsicherheit garantiert ist“.
Ägypten wird nach dem Rücktritt des Staatsoberhauptes vom Obersten Rat des Militärs gegiert. P. Luciano beschreibt dazu seine Eindrücke vom Tahrir-Platz: „Ich habe mit verschiedenen Menschen über die Übergangsregierung in den Händen des Militärs gesprochen. Einige befürchten, dass der Verteidigungsminister Tantawi, der eine gewisse Abneigung gegenüber Reformen zeigt, erneut einschränkende Maßnahmen ergreifen könnte, nachdem die Demonstranten den Platz verlassen haben. Andere vertrauen darauf, dass die Armee das Land zur Demokratie führen wird, da die Armee, ihrer Ansicht nach nicht von der Korruption durchsetzt ist, die das Regime kennzeichnete. Dessen bin ich mir nicht ganz sicher, doch eines ist gewiss: die Armee wurde von den Vereinigten Staaten umstrukturiert, die jedes Jahr 1,5 Milliarden Dollar dafür zur Verfügung stellen. Zudem entsenden die USA hunderte Ausbilder und Techniker zur Unterstützung der ägyptischen Armee“.
„Unterdessen wurden Vereinigten Staaten wurden von den Demonstranten beider Seiten beschimpft“, so P. Verdoscia abschließend, „Zu den Slogans der Demonstranten auf dem Tharir-Platz gehörte auch der Spruch ‚Mubarak ist ein Diener Israels und der Vereinigten Staaten’. Die Anhänger Mubaraks hingegen werfen den Vereinigten Staaten vor, sie seien verantwortlich für die Revolution und hätten die Revolutionsbewegung unterstützt.“ (LM) (Fidesdienst, 12/02/2011)


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