AFRIKA/ÄGYPTEN - Missionar zum Fidesdienst: „Die Stimmung hat sich verändert: Ausländer sind aufgefordert, nicht auf die Straße zu gehen. Die Zahl der Anhänger Mubaraks ist nicht gering“

Donnerstag, 3 Februar 2011

Kairo (Fidesdienst) – „Die Stimmung hat sich verändert, nachdem es am gestrigen 2. Februar auf dem Tahrir-Platz zu Auseinandersetzungen zwischen den Demonstranten und den Anhängern Mubaraks kam“, so der Comboni Missionar P. Luciano Verdoscia, der seit vielen Jahren in Kairo tätig ist, zum Fidesdienst. „Meiner Ansicht nach wurden die Auseinandersetzungen von den Anhängern Mubaraks provoziert. Manche sagen, es handle sich um Milizen der Partei des Präsidenten“, so P. Luciano weiter. „Es sind Gerüchte im Umlauf, die besagen, dass auch Provokateure aus dem Ausland darunter sein sollen. In einer offiziellen Verlautbarung wurden Ausländer dazu aufgefordert, insbesondere nach 12.00 Uhr mittags ihre Wohnungen nicht zu verlassen.“
„Bevor es zu den Auseinandersetzungen kam, herrschte ein völlig anderes Klima“, so der Missionar, „Die gewaltsamen Ausschreitungen, zu denen es davor gekommen war, gingen von der Polizei aus, was ich bezeugen kann, denn es geschah auch unter unserem Fenster. Unser Haus liegt im Zentrum von Kairo, wo alles begonnen hat. Doch nun erhitzen sich die Gemüter. Man wird sehen müssen, was morgen nach dem Freitagsgebet passiert“, so P. Luciano, der unterstreicht, wie komplex die Situation ist, da nicht die ganze Bevölkerung den sofortigen Rücktritt Mubaraks befürwortet. „Die Anhänger Mubaraks sind nicht wenige. Meiner Meinung nach sind es rund 40% der Bevölkerung. Es handelt sich vor allem um Vertreter der Ober- und Mittelschicht. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch daran erinnern, dass in Ägypten es eine tiefe Kluft zwischen Armen und Reichen gibt.“
„Ich wünsche mir, dass dies alles nicht blutig endet, denn was in den vergangenen Tagen geschah war ein Beispiel für den Edelmut, die Freundlichkeit und den Mut dieses Volkes“, so der Missionar abschließend. (LM) (Fidesdienst, 03/02/2011)


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