AFRIKA/SÜDAFRIKA - Vorsitzender der SACBC: „Die Stimme der Kirche sollte in einer zunehmend materialistischen Welt wahrgenommen werden“

Donnerstag, 27 Januar 2011

Johannesburg (Fidesdienst) – Die Bischöfe des südlichen Afrika beklagen, dass die Stimme der Kirche in der öffentlichen Debatte zu Themen wie Sexualmoral und Umgang mit Reichtum nur selten wahrgenommen wird. In dem Bericht zur Vollversammlung der Southern African Catholic Bishops’ Conference (SACBC, in der sich die Bischöfe von Südafrika, Botswana und Swaziland zusammenschließen), betont der Vorsitzende der SACBC, Erzbischof Buti Tlhagale von Johannesburg: „Es ist relativ leicht, die Rolle der katholischen Kirchen im Bereich der Sozialarbeit und bei und im Gesundheitswesen publik zu machen. Was jedoch in der Öffentlichkeit fehlt ist die Wahrnehmung der Stimme der katholischen Kirche oder der Religion im Allgemeinen zu ethischen und moralischen Fragen und deren Auswirkung auf die Gesellschaft im Allgemeinen“.
Bischof Tlhagale betont: „Unsere drei Länder sind Demokratien auf dem Weg der Entwicklung. Es herrscht zwar politische Stabilität, doch sie ist noch sehr fragil. In unterschiedlichem Maß sind sie von Korruption, Kriminalität, Gewalt und der Bereicherung derjenigen gekennzeichnet, die wichtige Positionen einnehmen. Die Gefängnisse Südafrikas sind übervoll. Die meisten Bürger sehen die Versprechen der Demokratie und des Rechtsstaates noch nicht verwirklicht, doch viele erinnern sich an die schmerzlichen Erfahrungen der Vergangenheit“.
Der SACBC-Vorsitzende beklagt auch, den „materialistischen Charakter“ der Gesellschaft, die „die Rechte der Individuen bei der Anhäufung von Reichtum schützt und fördert“. Die christlichen Prinzipien der Gleichheit und Gerechtigkeit seien in Vergessenheit geraten. „Unsere Gesellschaften haben das grundlegende Prinzip der Moral vergessen: man muss auch ein Augenmerk für diejenigen haben, die bedürftig sind. Die Reichen prahlen mit ihrem Reichtum und sind nicht mehr fähig, die eigenen Interessen in den Hintergrund zu stellen und sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen der armen Bevölkerungsteile einzusetzen“.
„Dies alles lässt eine Frage aufkommen: Welche Rolle und welchen Einfluss hat die christliche Moral in unseren Gesellschaften? Ist die Kirche in der Lage die Menschen davon zu überzeugen, sich von einer Moral zu entfernen die behauptet: ‚Es ist mein Recht Reichtum anzuhäufen!’? Ist die Kirche in der Lage, unsere Bürger davon zu überzeugen, dass man, wenn man eine Person mit moralischen Prinzipien sein will, auch darauf achten muss, dass man anderen nicht schadet und dass man Habgier vermeidet.?“, Fragt sich Erzbischof Tlhagale abschließend. (LM) (Fidesdienst, 27/01/2011)


Teilen: