AFRIKA/ÄGYPTEN - P. Scattolin zum Fidesdienst: „Der Weg zur Demokratie erfordert Zeit, denn es bedarf auch eines kulturellen Wandels“

Mittwoch, 26 Januar 2011

Kairo (Fidesdienst) – „Die Krise, da alle arabischen Länder betrifft, hat verschiedene Ursachen, darunter eine sehr gewichtige wirtschaftliche Komponente, wenn man bedenkt dass vor allem viele junge Menschen von der weit verbreiteten Arbeitslosigkeit betroffen sind“, so P. Giuseppe Scattolin, der Comboni Missionar und Wissenschaftler islamischen Mystik, der in der ägyptischen Hauptstadt Kairo lebt und arbeitet, wo es derzeit täglich zu Protestkundgebungen gegen die Regierung kommt. „Hinzu kommen seit Jahren anhaltende Spannungen zwischen Extremisten und solchen, die dies nicht sind. Zudem gibt es eine kulturelle Krise, die seit mindestens zwei Jahrhunderten anhält und aus einem Aufeinanderstoßen der islamischen Kultur und der modernen Welt entstanden ist. Schließlich tragen auch lokale Konflikte dazu bei, dass sich die Gemüter der Menschen erhitzen. Ohne dabei die einzelnen Kundgebungen und ihre Organisatoren zu nennen, scheinen mit dies die grundlegenden Probleme zu sein.“
Wir fragen P. Scattolin, wie die arabische Welt den Weg zur Demokratie finden kann: „Der Weg zu Demokratie erfordert zeit, denn es bedarf auch eines kulturellen Wandels. In Ägypten gibt es bereits Pluralität in der Presse. Auch was das islamische Gedankengut anbelangt, so ist bekannt, dass die Al-Azhar-Universität für eine Zusammenarbeit mit anderen Kulturinstituten offen ist. Dies könnte dazu beitragen, dass die Grundlage für das Entstehen einer demokratischen Kultur entsteht.“
In Ägypten gab es in jüngster Zeit auch Anschläge auf die christliche Glaubensgemeinschaft. Dazu sagt der Missionar: „Der Extremismus bleibt weiterhin ein großes Problem, denn er speist sich auch aus einer gewissen westlichen Politik, die den Extremisten Argumente liefert und nicht dazu beiträgt, das Problem zu lösen. In einem solchen Kontext werden christliche Minderheiten und andere Minderheitsgruppen leicht zur Zielscheibe für diejenigen, die das Land destabilisieren wollen. Doch man darf nicht verallgemeinern, denn in der islamischen Welt gibt es nicht wenige, die sich um Frieden bemühen“. (LM) (Fidesdienst, 26/01/2011)


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