ASIEN/PAKISTAN - Missbrauch des Blasphemieparagraphen bis zum „Exzess“: Anzeige gegen einen muslimischen Arzt erstattet

Mittwoch, 15 Dezember 2010

Hyderabad (Fidesdienst) – Die pakistanische Gesellschaft steht unter Schock: vor einigen Tagen wurde der muslimische Arzt Naushad Valyani in Hyderabad (Sindh) festgenommen und wegen Blasphemie angeklagt. Er hatte sich schuldig gemacht, die Visitenkarte des Vertreters eines Pharmakonzerns namens Mohammad in den Papierkorb geschmissen zu haben. „Dies entbehrt jeglicher Logik. Es ist das beste Beispiel dafür, wie der Blasphemieparagraph missbraucht und für die persönliche Rache instrumentalisiert wird“, so P. Robert McCulloch von der Missionsgesellschaft vom heiligen Columban in Hyderabad zum Fidesdienst.
Anklage gegen den Arzt erhob der Arzneimittelvertreter Mohammad Faizan, der bemerkt hatte, dass dieser ihm keine Aufmerksamkeit widmete und seine Visitenkarte, auf dem der Name des Propheten Mohammad geschrieben war, in den Papierkorb schmeißen wollte. Sein Vorgehen wurde von anderen Vertretern von Pharmakonzernen unterstützt, die ebenfalls bereit waren, den Arzt ebenfalls der Blasphemie zu beschuldigen. Die Polizeibehörden nahmen die Anzeige auf und verhafteten den Arzt.
„99% der muslimischen Bürger heißen Mohammad. Handelt es sich also jedes Mal um Blasphemie, wenn man eine Zeitung oder einen Text wegschmeißt, in dem der Name Mohammed geschrieben steht“, fragen sich Menschenrechtsaktivisten im Gespräch mit dem Fidesdienst, „All das ist einfach absurd. Sollte dies künftig der Fall sein, wäre dies für das Land katastrophal. Eine solche Episode muss zu Denken geben und sollte die Regierung dazu anspornen, das Gesetz ernsthaft zu ändern“, so die Aktivisten weiter.
Verschiedene Menschenrechtsorganisationen fordern unterdessen die Freilassung des Arztes und fordern die Pharmaunternehmen auf, den Fall nicht zu instrumentalisieren und den Blasphemieparagraphen nicht als Druckmittel gegen Ärzte zu verwenden.
„Die Öffentlichkeit versteht, dass der Blasphemieparagraph dringend geändert werden muss. Doch fundamentalistische Gruppen, die das Gesetz beibehalten wollen, haben großen Einfluss und drohen mit Gewalt und Anarchie. Auch die Gerichte werden terrorisiert. Den Erhalt des Paragraphen garantiert derzeit eine Kultur der Gewalt, die im Land weit verbreitet ist“, so P. McCulloch. (PA) (Fidesdienst, 15/12/2010)


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