ASIEN/PAKISTAN - Das Leben von Asia Bibi im Gefängnis gefährdet: man befürchtet eine summarische Hinrichtung

Freitag, 10 Dezember 2010

Lahore (Fidesdienst) – Asia Bibi ist hinter den Mauern der Vollzuganstalt, in Sheikhupura, wo sie seit eineinhalb Jahren festgehalten wird, nicht sicher: diese Befürchtung äußern die Familie der Angeklagten und die „Masihi Foundation“, die im Fall Asia Bibi Rechtsbeistand leistet. Asia Bibi wurde al erste christliche Frau wegen Blasphemie zum Tode verurteilt.
Nachdem der muslimische Geistliche Mullah Yousaf Qureshi in Peshawar 500.000 Rupies Kopfgeld auf Asia Bibi ausgesetzt hat, ist ihr Leben gefährdet, auch wenn sie derzeit in der Zelle eigentlich Schutz genießen sollte. „Wir müssen die Kampagne für ihre sofortige Freilassung und die Abschaffung des Blasphemieparagraphen deshalb unbedingt fortsetzen. Es handelt sich um eine wesentliche Frage des Menschenrechtsschutzes in Pakistan“, so Haroon Barket Masih, Vorsitzender der „Masihi Foundation“ anlässlich des internationalen Tages der Menschenrechte am heutigen 10. Dezember.
Diese von der Stiftung vertretene Position teilt auch der bekannte pakistanische Intellektuelle und ehemalige Minister für Menschenrechte, Ansar Burney. Burney fordert in einem Schreiben an Staatspräsident Zardari und an Premierminister Gilani um verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für Asia Bibi und die Verfolgung derjenigen, die Milizionäre zu ihrer Tötung anstiften. Wie es in dem Schreiben heißt, dass dem Fidesdienst vorliegt, befürchtet Burney, dass Asia Bibi (oder andere Mitglieder der Familie) während der Haft oder der Prozesszeit ermordet werden könnte. Burney bittet deshalb mit Nachdruck um „die Festnahme von Elementen die offen die Absicht bekannt machen, sie zu töten“. „Eine weit verbreitete Straffreiheit und die Schwäche der Regierung“, so Burney, „ist es für Extremisten einfach, summarische Hinrichtungen und aussergerichtliche Tötungen im Namen des Islam durchzuführen“. Bereits 33 Menschen, die der Blasphemie angeklagt waren, seien im Gefängnis oder während des Prozesses ermordet worden, so Burney weiter, darunter auch die beiden Brüder Rashid und Sajid Emmanuel, die im Juli 2010 vor dem Gericht in Faisalabad kaltblütig ermordet wurden (vgl. Fidesdienst vom 20. und 21. Juli 2010).
Auch die „Kommission für Menschenrechte in Pakistan“ erinnert in einer Verlautbarung zum Tag der Menschenrechte, die dem Fidesdienst vorliegt daran, dass „die Zunahme der religiösen Gewalt und Intoleranz die Menschenrechte im Land gefährden“. Das Todesurteil im der auf der Grundlage des Blasphemieparagraphen angeklagten Asia Bibi, so die Kommission, sei ein Beweis „für die Gefahr, der die Bürger durch falsche Gesetze und deren fehlerhafte und selektive Anwendung ausgesetzt sind“.
Unterdessen reichte der von verschiedenen christlichen und muslimischen Organisationen unterstützte pakistanische Christ Yunis Kushi, beim Obersten Gericht in Pakistan (die dritte Instanz) einen Antrag „aus eigener Initiative“ ein, indem er ein Vorgehen gegen das Todesurteil im Fall Asia Bibi und gegen diejenigen, die zu religiösem Hass und Mord fordert. In seinem Antrag bezieht er sich auf die pakistanische Verfassung, die die Prinzipien der Freiheit, Gleichheit, Toleranz und Gerechtigkeit für alle Bürger und religiösen Minderheiten garantiert. Dabei zitiert er auch das Anti-Terror-Gesetz des Jahres 1997, mit dem sich der Staat verpflichtet, alle zu stoppen, die „zu interreligiösem Hass aufrufen und Gewalt verursachen“. (PA) (Fidesdienst, 10/12/2010)


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