ASIEN/PAKISTAN - Der „Blasphemieparagraph“ im Mittelpunkt des Welttages der Menschenrechte

Donnerstag, 9 Dezember 2010

Karachi (Fidesdienst) – „Der internationale Tag der Menschenrechte 2010 ist Gelegenheit, das Augenmerk auf die Artikel des pakistanischen Strafrechts zu lenken, die den so genannten Blasphemieparagraphen bilden. Das Gesetz ist ein offensichtlicher Verstoß gegen die Menschenrechte, der vom Staat erlaubt und legitimiert wird. Es handelt sich um ein Gesetz, das Ungerechtigkeiten, Diskriminierungen und Verfolgungen möglich macht. Dieses Gesetz muss abgeschafft werden“, so der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Pakistan, Pfarrer Mario Rodrigues, am Vorabend des Welltags der Menschenrechte, den die Vereinten Nationen am 10. Dezember begehen, zum Fidesdienst. Der Welttag, so der Nationaldirektor zum Fidesdienst, „wird in einer Zeit begangenen, in der in unserem Land große Spannungen herrschen, nachdem der Fall Asia Bibi bekannt geworden ist, die auf der Grundlage einer falschen Auslegung des Blasphemiepragraphen verurteilt wurde. Mangelnde Sicherheit und Androhungen terroristischer Gruppen sind für diejenigen, die die Frau verteidigen ein wahrer Albtraum“.
„Der Blasphemieparagraph“, so P. Rodrigues, „widerspricht ganz offensichtlich der Universalen Menschenrechtserklärung, die auch von Pakistan unterzeichnet wurde. Es handelt sich um ein Gesetz, das unter dem Diktator Zia verabschiedet und niemals von einem Parlament gebilligt wurde. Die Gesetze sollten dem Schutz der Bürger dienen und nicht ihrer Verfolgung“, fügt er hinzu.
Das Gesetz betrifft oft religiöse Minderheiten, doch nicht nur diese: „Oft werden auch muslimische Gläubige Opfer dieses Paragraphen. Aus diesem Grund möchte ich daran erinnern, dass auch bekannte gemäßigte Religionsführer aus muslimischen Kreisen das Gesetz als Verrat am Islam bezeichnen, da es nicht im Koran enthalten ist und der Prophet Mohammed mit Sicherheit nicht wollte, dass Menschen in seinem Namen Gewalt erleiden oder getötet werden“.
„Als Christen in Pakistan sind wir der Ansicht, dass es für das harmonische Zusammenleben der Bürger wichtig ist, dass dieses Gesetz abgeschafft wird und wir werden deshalb auf jeden Fall jeden Revisionsentwurf unterstützen“, so der Nationaldirektor zur Position der pakistanischen Christen.
Im Mittelpunkt des Welttags der Menschenrechte 2010 stehen Menschenrechtskämpfer und alle, die sich für den Schutz der Menschenrechte einsetzen. „Wenn wir auf die Geschichte Pakistans zurückblicken“, so Pfarrer Rodrigues, „dann möchte ich an Bischof John Joseph erinnern, der bereits vor 20 Jahren eine große Kampagne zum Schutz der Menschenrechte und der religiösen Minderheiten in unserem Land auf den Weg brachte. Wir sind alle Erben und Schuldner seines Engagements und seines Mutes. Ich würde auch gerne an zwei Menschen erinnern, die sein Werk heute fortsetzen: P. Emmanuel Mani und Peter Jacob, die als Direktor und Sekretär die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der pakistanischen Bischöfe leiten. Beide setzen sich im Zeichen des Mutes zur Wahrheit für die Opfer von Menschenrechtsverstößen ein, unabhängig von deren religiöser Zugehörigkeit. (PA) (Fidesdienst, 09/12/2010)


Teilen: