ASIEN/PAKISTAN - Exklusiv-Interview mit Minderheitenminister Bhatti: „Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass es Gerechtigkeit gibt“

Samstag, 4 Dezember 2010

Islamabad (Fidesdienst) – Der pakistanische Minister für Minderheiten, Shabahaz Bhatti, ein Katholik, lässt sich von den Drohungen terroristischer Gruppen weder einschüchtern noch entmutigen: „Meine Mission ist das Engagement für Gerechtigkeit und Menschenrechte und für den Schutz der Minderheiten und dafür werde ich mich auch künftig einsetzen. Ich vertraue auf den Beistand Gottes“, betont er in einem Exklusiv-Interview mit dem Fidesdienst.

Herr Minister, haben Sie von den erneuten Drohungen erfahren, die terroristische Gruppen gegen Sie aussprechen?

Drohungen und Einschüchterungsversuche gibt es immer wieder. Dies bereitet mir natürlich Sorge, doch ich werde mich weiterhin für meine Mission und damit für den Schutz der Religionsfreiheit und der Menschenrechte, für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung, einsetzen: ich werde dieses Engagement ohne zu zögern fortsetzen. Ich werde mich trotz der Drohungen dieser Gruppen, die im Übrigen illegal sind und dem Image unseres Landes schaden, auch weiterhin dafür einsetzen.

Gegenwärtig brauchen Sie Personenschutz, wie fühlen Sie sich dabei?
Leider sind Politiker, die in meinem Bereich tätig sind, Zielscheibe von Extremisten. Viele haben dafür mit dem Leben bezahlt. Mehr noch als auf den Schutz der Leibwächter vertraue ich auf den Beistand Gottes und auf die göttliche Vorsehung.

Wie wird die pakistanische Regierung auf die wachsende Bedrohung reagieren?

Die Regierung und der pakistanische Präsident werden nicht zulassen, dass der Terrorismus sich verbreitet und das Leben des Landes, der Gesellschaft und des Rechtsstaates und die Stabilität unseres Landes beeinträchtigt. Präsident Zardari widmet den Problemen der Minderheiten trotz aller Druckausübung großes Augenmerk und erklärte sich bereit, eine Revision des Blasphemie-Paragraphen auf den Weg zu bringen.

Glauben Sie, dass der Ausgang im Fall Asia Bibi vom Einfluss radikaler Gruppen beeinträchtigt werden wird?

Ich glaube nicht daran. Die Institutionen werden sich nicht einschüchtern lassen. Gerechtigkeit, Recht und Freiheit befinden sich nicht in den Händen radikaler Gruppen.

Wie wird es im Fall Asia Bibi weitergehen?

Derzeit werden weitere rechtliche Schritte unternommen und es wird ein Berufungsverfahren geben. Wir vertrauen darauf, dass es Gerechtigkeit geben und ihre Unschuld festgestellt werden wird. Darauf habe ich auch in einem Bericht hingewiesen, dem ich Präsident Zardari überreicht habe. Unterdessen werden wir die notwendigen Schutzmaßnahmen für Asia und ihre Familie ergreifen.

Wann wird die Kommission für die Revision des Gesetzes ihre Tätigkeit aufnehmen?

Wir sind dabei, die Personen auszusuchen, die Präsident Zardari in den kommenden Tagen ernennen wird und danach werden bald die ersten Sitzungen stattfinden. Wir sind optimistisch, was eine erfolgreiche Tätigkeit der Kommission anbelangt. Radikale islamische Gruppen wollen diese Arbeit behindern und das Land polarisieren und unter religiösen Vorwänden Instabilität hervorrufen. Doch es gibt einen großen Konsens, was einige Punkte anbelangt, die der Vorbeugung gegen einen Missbrauch des Blasphemie-Paragraphen dienen, und dies lässt mich hoffen. Auch der Revisionsentwurf, den die Abgeordnete Sherry Rehman dem Parlament vorgelegt hat, ist dabei sehr hilfreich: ich glaube, dass man sich auch im Parlament um einen größtmöglichen Konsens bemühen sollte.

Würden Sie dem Heiligen Vater etwas sagen wollen, der in einem Appell Gerechtigkeit für Asia Bibi forderte?

Ich bin tief gläubig und die Worte des Papstes spielen in meinem Leben eine große Rolle. Ich danke ihm für seine Verbundenheit und Solidarität mit den Christen in Pakistan. Sein Beistand macht mir Mut, wenn es darum geht trotz aller Schwierigkeiten im Alltag von meinem christlichen Glauben Zeugnis abzulegen. Ich bitte den Heiligen Vater und alle Gläubigen um das Gebet für mich. (PA) (Fidesdienst, 04/12/2010)


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