ASIEN/PAKISTAN - Nach einer Begnadigung wäre das Leben von Asia Bibi weiterhin in Gefahr: radikale Islamisten kündigen Reaktionen an

Dienstag, 23 November 2010

Islamabad (Fidesdienst) – „Sollte der Präsident Asia Bibi begnadigen, dann würde sie zwar aus dem Gefängnis entlassen, doch sie wäre trotzdem in Lebensgefahr. Radikale Islamisten würden sie weiterhin der Blasphemie beschuldigen und Selbstjustiz ausüben. Es gibt viele, die sie töten könnten, um den Namen des Propheten zu verteidigen und den versprochenen Platz im Paradies zu erhalten“, so die muslimische Menschenrechtskämpferin Tahira Abdullah, die einem Forum angehört, in der sich christliche und muslimische Menschenrechtsorganisationen zusammenschließen.
„Wir würden im Fall Asia Bibi einen Berufungsprozess vor dem Obersten Gericht in Lahore begrüßen“, so Frau Tahira Abdullah weiter, „Ich glaube es ist nicht richtig, sie zu einem Gnadengesuch zu bewegen, solange noch ein Verfahren anhängig ist. Denn dies bedeutet im Grunde ein Schuldbekenntnis. Doch Asia Bibi ist unschuldig, sie hat kein Verbrechen begangen und sich auch nicht gegenüber dem Propheten oder dem Koran schuldig gemacht. Ich vertraue auf das Urteil des Hohen Gerichts und des Obersten Gerichts. Deshalb glaube ich, dass ein neuer Prozess besser wäre: damit ihre Unschuld endgültig und unmissverständlich festgelegt wird“. “Sollte die Gnade gewährt werden, dann muss die Regierung für den Schutz ihres Lebens sorgen“, so die Menschenrechtsaktivistin weiter,
„Die Artikel 295b und 295c des Strafrechts, die so genannten Blasphemieparagraphen, wurden unter dem Diktator Zia, eingeführt, der nicht vom Volk gewählt war: kein Parlament hat je über die Paragraphen abgestimmt“, betont Frau Abdullah. „Wir begrüßen hingegen die Beibehaltung der Paragraphen 295e und 295a, die alle Religionen vor Blasphemie schützen.“
Unterdessen erheben muslimische Extremisten die Stimme: in einer gemeinsamen Mitteilung warnen verschiedene Gruppierungen den Präsidenten Al Zardari vor der Begnadigung „einer Frau, die sich der Blasphemie schuldig gemacht hat“ aufgrund externer Druckausübung. Eine solche Entscheidung, so die radikalen Muslime, „hätte unvorhersehbare Folgen“. Es würde zu öffentlichen Protesten und Reaktionen im ganzen Land kommen.
Wie die einheimische Presse berichtet soll in den vergangenen Tagen in Punjab i Distrikt Narovwal, nördlich von Lahore der 22jährige Christ Latif Masih von zwei Killern kaltblütig ermordet worden sein. „Wir fürchten uns nicht vor den Drohungen fundamentalistischer Gruppen. Wir werden unser Engagement für mehr Zivilisation fortsetzen“, so Francis Mehboob Sada vom „Christian Study Centre“ in Rawalpindi, „Dabei werden wir auf politischer, ziviler und juridische Ebene auch von Intellektuellen aus gemäßigten muslimischen Kreisen unterstützt.“ (PA) (Fidesdienst, 23/11/2010)


Teilen: