ASIEN/PAKISTAN - Asia Bibi wurde von ihren Anklägern vergewaltigt; islamistische Extremisten sprechen Morddrohungen aus

Montag, 22 November 2010

Lahore (Fidesdienst) – Bevor sie der Polizei übergeben und der Blasphemie angeklagt wurde, wurde Asia Bibi von ihren Anklägern vergewaltigt: dies bekräftigte die Frau gegenüber dem Gouverneur von Punjab, Salman Taseer, der Asia vor zwei Tagen im Gefängnis besuchte. Im Anschluss an den Besuch gab der Gouverneur bekannt, die Angeklagte habe ein „Gnadengesuch an den Präsidenten Ali Zardari unterzeichnet. Er werde diesen Antrag persönlich unterstützen und dem Präsidenten davon berichten. Asia, die ihre eigene Unschuld und erklärt, erhielt unterdessen Morddrohungen seitens islamischer Extremisten, die sie töten wollen, falls sie freigelassen werden sollte.
Der Minister für religiöse Minderheiten, Shabhaz Bhatti, wird dem Präsidenten morgen einen Bereicht über den Fall überreichen, der in den kommenden Tagen entscheiden wird, ob er dem Gnadengesuch stattgibt. Sollte er sich für die eine Begnadigung entscheiden, würde dies bedeuten, dass die Frau umgehend freigelassen wird und ein Berufungsverfahren damit unnötig wird. Deshalb hat das Oberste Gericht auch noch kein Datum für die Berufungsverhandlung festgelegt.
Die Mitglieder der Menschenrechtsorganisation „All Pakistan Minorities Alliance“ (APMA) versammelten sich gestern zu einer Kundgebung in Lahore bei der sie die Feilassung von Asia Bibi und die Abschaffung des Blasphemie-Paragraphen forderten. Die Protestkundgebung leitetet Frau Najimi Saleem aus der Provinzniederlassung in Punjab, die gegenüber dem Fidesdienst erklärt: „Die Minderheiten sind in Pakistan ständiger Gefahr ausgesetzt. Asia Bibi hat kein Verbrechen begannen und verdient es freigelassen zu werden. Wir werden weiterhin für die Abschaffung des Blasphemieparagraphen kämpfen, auch wenn wir wissen, dass dies in einem Land, in dem sich der islamische Extremismus mehr und mehr ausbreitet, schwierig sein wird. Die Milizen sprechen Morddrohungen gegen mich und gegen jeden aus, der sich für die Abschaffung engagiert: doch wir geben die Hoffnung nicht auf. Wir werden dabei auch von vielen Nichtregierungsorganisationen und Persönlichkeiten aus muslimischen Kreisen unterstützt, denn auch sie von vom Blasphemieparagraphen betroffen.“
Unterdessen gab die muslimische Organisation Tahfuz Namoos-e-Risalat Mahraz (TNRM) bekannt, man werden „jedem Versuch der Regierung, das Gesetz abzuschaffen, standhalten“, denn jegliche Änderung des Paragraphen müsse „mit führenden Muslimen abgestimmt werden“. Muhammad Ali Naquashbandi, Generalsekretär der TNRM, übte auch Kritik am Gouverneur, Salman Taseer, und dessen Engagement für Asia Bibi. Er kündigte für den 24. November eine Protestkundgebung vor der Residenz des Gouverneurs an. Seine Position verletze „Millionen von Muslimen“. Man sehe sich gezwungen, den Spuren von Ghazi Ilmuddin Shaheed zu folgen, der einen Schriftsteller ermordete, der sich der Blasphemie schuldig gemacht hat“. Damit bezieht er sich auf den Schreiner Ghazi Iluddin Shaheed aus Lahore, der 1929 den Schriftsteller Shaheed Mahashay Rajpal ermordete, nachdem dieser ein Buch veröffentlicht hatte, das seiner Ansicht nach den Propheten Mohammed beleidigte.
Dazu sagt Frau Najmi Saleem im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Wir hoffen, dass Asia begnadigt wird. Doch ihr leben wird trotzdem in Gefahr sein, denn es wird Extremisten geben, die sie nach einer eventuellen Freilassung ermorden wollen“. In diesem Zusammenhang erinnert sie an die Brüder Rashid Emmanuel und Sajid Masih Emmanuel, zwei Christen, die der Blasphemie beschuldigt wurden und im Juli 2010 kaltblütig während des Prozesses vor dem Gericht in Faisalabad ermordet wurden. (PA) (Fidesdienst, 22/11/2010)


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