AFRIKA/MADAGASKAR - Putschversuch: Kaserne mit aufständischen Soldaten umzingelt

Donnerstag, 18 November 2010

Antananarivo (Fidesdienst) – „Wir haben mehrere Lkws mit bewaffneten Soldaten auf dem Weg zu der Kaserne gesehen, in der sich die aufständischen Soldaten aufhalten“, so ein Mitarbeiter von Radio Don Bosco, dessen Redaktion sich in rund 150 Metern Entfernung von der Kasernen am Stadtrand von Antananarivo befindet, in der sich die aufständischen Offiziere aufhalten, die an einem Putschversuch gegen die Übergangsregierung teilgenommen haben. „Wahrscheinlich handelt es sich um regimetreue Soldaten, die die Kaserne umzingeln sollen. Es sollen unterdessen Verhandlungen über eine friedliche Lösung der Krise stattfinden.“
„Am gestrigen 17. November gegen 13 Uhr Ortszeit kündigte eine Gruppe von Offizieren aus der RFI-Kaserne in einem Appell an, man werde die Übergangsregierung stürzen und die Macht übernehmen“, so der Beobachter. „Unter den aufständischen Offizieren befinden sich sowohl Anhänger des ehemaligen Präsidenten Marc Ravalomanana als auch einige derjenigen, die im März 2009 die Machtübernahme des Übergangspräsidenten Andry Rajoelina ermöglicht hatten, darunter auch Noel Rakotonandrasana, der ehemalige Verteidigungsminister, der eine wichtige Rolle bei der Machtübernahme Rajoelinas spielte“.
Es ist nicht klar ob die Aufständischen, rund zwei Dutzend, Verbindung zu den Anhängern der ehemaligen Staatschefs Ravalomanana, Zavy und Didier Ratsiraka unterhalten, die sich in so genannten „mouvances“ zusammenschließen und die Opposition des Landes bilden, doch der Beobachter erinnert daran, dass „Ravalomanana und Zafy in der vergangenen Woche die Armee dazu aufgefordert hatten, die Verantwortung für die Lösung der politischen Krise im Land zu übernehmen“
„Gestern haben sich gegen 17.00 Uhr (Ortszeit) rund 2.000 Jugendliche, größtenteils Anhänger Ravalomananans zu einer Straßenblockade in der Nähe der Kaserne versammelt, in der sich die Aufständischen aufhalten, doch gegen 18.30 haben gemischte Einheiten, mit Soldaten, Gendarmerie und Polizeibeamten die Demonstration aufgelöst, wobei auch Tränengas zum Einsatz kam. Ansonsten ist die Lage relativ ruhig“, so der Beobachter weiter.
Unterdessen wurde im Rahmen eines von Rajoelina einberufenen Referendums am 17. November auch über die Verfassung des Landes abgestimmt. Der Volksentscheid wurde von den Anhängern der drei ehemaligen Präsidenten blockiert. „Die Teilnahme der Wähler lag zwischen 40 und 50% und nach ersten Hochrechnungen sollen rund 70 bis 80% mit „Ja“ gestimmt haben. Die endgültigen Ergebnisse werden jedoch erst in etwa zwei Wochen zur Verfügung stehen, da man auf die Auszählung im Inneren der Insel warten muss“, so der Beobachter. „Das Referendum verlief friedlich, obschon es zu organisatorischen Problemen gekommen war. Zum Beispiel waren verschiedene Wähler nicht auf den Wahllisten eingetragen worden. Deshalb blieben die Wahllokale bis 18.00 Uhr geöffnet (eigentlich sollten sie um 16.00 Uhr geschlossen werden), damit gegen Vorlage eines Ausweises auch die Bürger wählen konnten, die nicht auf der Wahlliste eingetragen waren. Diese Entscheidung wurde von der Opposition heftig kritisiert“, so der Beobachter abschließend. (LM) (Fidesdienst, 18/11/2010)


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