ASIEN/PAKISTAN - Eltern von Lubna akzeptieren Schmerzensgeld in Höhe von 1 Million Rupie und verzichten auf weitere gerichtliche Schritte

Freitag, 15 Oktober 2010

Rawalpindi (Fidesdienst) – Die Eltern von Lubna Masih, des 12jährigen Mädchens aus einer christlichen Familie, das in Rawalpindi von einer Gruppe junger Muslime vergewaltigt und ermordet wurde (vgl. Fidesdienst vom 13. Oktober 2010) haben eine Schmerzensgeld in Höhe von 1 Million Rupie (umgerechnet etwa 11.600 Euro) akzeptiert und verzichten damit auf weitere gerichtliche Schritte.
Christliche Organisationen hatten versucht die Eltern davon abzuhalten, auf eventuelle Kompromisse einzugehen, doch verschiedene Mittler, darunter auch einige Abgeordnete, konnten Saleem und Guddi Mashi davon überzeigen die Zahlung eines Schmerzensgeldes in beachtlicher Höhe zu akzeptieren und auf ein gerichtliches Verfahren zu verzichten. „Die Männer, die meine Tochter ermordet haben, haben verloren. Wir werden ein neues Leben anfangen“, so der Vater des Vergewaltigungsopfer.
Karman, der Onkel von Lubna Mashi, sagt: „Sie sind erschüttert, doch diese Entscheidung mussten sie selbst treffen“. Die Mutter äußerte sich nicht zum Ausgang der Vermittlungsversuche.
Die christlich inspirierte Organisation „Life for All“, die die Eltern zur gerichtlichen Klage bewegen wollte, um damit auf die Gewalt gegen christliche Familie hinzuweisen und die Straffreiheit für Täter zu bekämpfen, betont gegenüber dem Fidesdienst: „Wenn nicht einmal die Eltern die Kraft haben, das Gedenken an die eigene Tochter zu schützen, dann sind wir machtlos“.
Die Verhandlungen mit den Eltern führte die Organisation „Ephalal Ministry“, die auf Vermittlungen in zivil- und strafrechtlichen Fällen spezialisiert ist. Die Organisation erhält eine Provision in Höhe von 20% des Schmerzensgeldes. Ausschlaggebend für den erfolgreichen Ausgang der Verhandlungen war die Armut der Familie Masih. „Es ist nicht neu, dass man sich das Schweigen der Opfer erkauft und dies wird vor allem durch das ungleiche Verhältnis zwischen den beteiligten Parteien möglich: christliche Familien stehen auf der gesellschaftlichen Skala oft ganz unten und stehen Vertretern der reichen muslimischen Oberschicht gegenüber“, so Beobachter zum Fidesdienst.
Im Zusammenhang mit wiederholten Vergewaltigungsfällen, deren Opfer Mädchen aus christlichen Familien waren, hatte der pakistanische Staatspräsident Ali Zardari angekündigt, man werde eine „direkte Telefonhotline“ einrichten, unter der die Anrufer mit dem Präsidentenamt verbunden werden sollten. Zardari hatte in Absprache mit dem Minister für religiöse Minderheiten, Shahbaz Bhati auch die Schaffung einer interreligiösen Kommission angeregt, die für den Dialog mit der Regierung über dringende Fragen zuständig sein soll. Beide Initiativen wurden von der christlichen Glaubensgemeinschaft begrüßt, doch sie wurden bisher noch nicht auf den Weg gebracht. (PA) (Fidesdienst, 15/10/2010)


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