AFRIKA/NIGERIA - „Ich traure um meinen muslimischen Freund und Verbündenten bei der Friedensarbeit“, so der Erzbischof von Jos zum Fidesdienst

Mittwoch, 6 Oktober 2010

Jos (Fidesdienst) – „Ich bin erschüttert über den Tod des Emirs Haruna Abdullahi von Wase, denn er war für mich ein sehr guter Freund und wir haben gemeinsam die Zusammenarbeit für ein friedliches Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen auf den Weg gebracht“, so Erzbischof Ignatius A. Kaigama von Jos, der Hauptstadt des Bundesstaates Plateau zum Fidesdienst. In dem Bundesstadt im nördlichen Zentrum Nigerias war es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Unruhen mit ethnischem und religiösem Hintergrund gekommen war.
Bischof Kaigama erinnert sich an Emir Abdullahi, der infolge einer Krankheit starb:
„Die Freundschaft mit dem Emir begann an dem Tag, als er mich Zuhause besuchte, um mich nach meiner Versetzung aus der Diözese Jalingo im Bundesstaat Tarabe nach Jos als neuen Erzbischof willkommen zu heißen“, so Erzbischof Kaigama.
ER sagte, dass er es sehr schätze, dass wir muslimische Flüchtlingen nach den ethnischen und religiösen Unruhen im Jahr 2001 in unserem Komplex beherbergen. Der Emir wollte nur kurz bleiben, doch der Besuch dauerte insgesamt fast zwei Stunden. Wir haben dabei sofort herausgefunden, dass wir eine gemeinsame Leidenschaft für das friedliche und harmonische Zusammenleben unter den Religionen hegen.“
Die Freundschaft und die Zusammenarbeit zwischen Emir Haruna Abdullahi und Eruzbischof Kaigama war ausschlaggebend dafür, dass die Gemüter beruhigt werden konnten und das ein Dialog zwischen den Gemeinden auf den Weg gebracht wurde, nachdem es in der Region immer wieder und auch noch in jüngster Vergangenheit zu Unruhen gekommen war (vgl. Fidesdienst vom 25. März 2010). Nach der Krise in Yelwa im Jahr 2004, bei der mehrer Menschen starben und viele ihre Heimat verlassen mussten, wurde ein gemeinsames Gebet organisiert, an dem Muslime und Christen teilnahmen.
„Erstmals standen sich Muslime und Christen nach der Krise die Tod und Zerstörung mit sich gebracht hattet, von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Es war ein Erfolg.“, so der Erzbischof weiter, „Danach habe ich den Emir mehrmals in seinem Palast in Wase besucht, und er besuchte mich oft und gern in meiner Residenz in Jos. Wir haben mehrere gemeinsame Botschaften veröffentlicht, in denen wir zu Frieden und Harmonie aufrufen und ich glaube, dass in Anerkennung dieser Tatsache die Lokalregierung auch den interreligiösen Rat für Frieden und Harmonie einführte, dem wir vorstehen sollten“.
„Unsere Freundschaft und unsere gemeinsame Friedensarbeit wurde von vielen Christen und Muslimen gelobt und gewürdigt so dass viele uns als untrennbar betrachteten, wenn es um Fragen des Friedens ging. Manche konnten hingegen nicht glauben, dass es zwischen einem muslimischen und einem christlichen Religionsführer wahre Freundschaft geben kann. Wir brauchten jedoch für die Echtheit unserer Freundschaft keine philosophischen Beweise. Ich habe zwei Tage in seinem Haus in Wase verbracht und er, der ein wunderbarer Gastgeber war, hat mich mit den Christen in der Region bekannt gemacht. ER kam regelmäßig zu mir nach Jos und wir haben stundenlange Gespräche geführt. Während der gesamten Krise im Staat Plateau waren wir ständig im Kontakt, oft hörten wir uns über unsere Mobiltelefone auch täglich.“
Erzbischof Kaigama wendet abschließend mit folgenden Worten an seinen verstorbenen Freund: „Danke, dass du an mich geglaubt hast und danke für deine vertrauensvolle und loyale Freundschaft. Wir haben gemeinsam gebetet und uns den Kopf darüber zerbrochen, wie wir die Krise im Staat Plateau am besten verhindern konnten. Unser gemeinsamer Kampf wird nicht umsonst gewesen sein“. (LM) (Fidesdienst, 06/10/2010)


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