ASIEN/INDIEN - Urteil im Fall Ayodhya vertagt: Anwalt und „Visionär“ gibt den Glauben an einen möglichen Frieden nicht auf

Freitag, 24 September 2010

New Delhi (Fidesdienst) – Das Urteil um das strittige Grundstück in Ayodhya (im Unionsstaat Uttar Pradesh), bei dem sich Hindus und Muslime über den Anspruch auf das Eigentum uneinig sind, was 1992 zu blutigen Auseinandersetzungen geführt hat, denen ein langer Rechtsstreit folgte, wurde auf den 28. September vertagt. Beide Glaubensgemeinschaften erheben für das Grundstück auf dem sich eine Moschee befand, die von Hindus zerstört wurde, Anspruch auf Eigentum und Nutzung.
Das Oberste Gericht in Indien bewilligte den Antrag des unabhängigen Anwalts Ramsh Chandra Tropathi auf eine Vertagung der Urteilsprechung. Ein Gericht in Allahabad, wo die Verhandlungen stattfinden, hatte den Antrag zuvor abgelehnt. Der Anwalt reichte daraufhin einen entsprechenden Antrag bei Verfassungsgericht ein, dessen Richter sich über die Bewilligung nicht einig waren, was in der Praxis dazu führt, dass die Vertagung bewilligt wird.
Seinen Antrag begründet Tripathi wie folgt: Indien befindet sich in einer schwierigen Phase, in der es nicht angebracht ist, dass man die Gefahr von interreligiösen Auseinandersetzungen erneut heraufbeschwört. Deshalb plädiert er für einen letzten Versuch der Vermittlung zwischen den beteiligten Parteien. Er selbst werde sich mit allen ihm zur Verfügung stehenden für eine einvernehmliche Lösung vor der Urteilsprechung einsetzen. Er schlägt vor, dass das Grundstück von beiden Glaubensgemeinschaften als heiliger Ort benutzt werden soll.
Die Petition des Anwalts und der erzielte Erfolg führte unterdessen in der Öffentlichkeit zu Staunen aber auch zu polemischen Kommentaren. Der ehemalige Verwaltungsbeamte und pensionierte Anwalt Ramesh Chandra Tripathi gilt in Kreisen der indischen Rechtssprechung als „sonderbar“ gleichsam aber auch als „Visionär“ und wird von einigen Kollegen deshalb „nicht immer ernst genommen“. Er vereinbart seine Tätigkeit als Anwalt mit einer tiefen Spiritualität und einem ausgeprägten Engagement für Gewaltlosigkeit.
Ramesh Chandra Tripathi wurde vor 72 Jahren in Faizabad (Uttar Pradesh) geboren und ist angeblich ein Cousin des bekannten Politikers und ehemaligen Premierministers von Uttar Pradesh (1982-1984), Sripati Mishra. Er befasste sich mit dem Fall des umstrittenen Grundstücks in Ayodhya bereits seit 1971 und führte in diesem Zusammenhang auch persönliche Studien durch. Er ist Autor zahlreicher Bücher zu spirituellen Themen. Als „verschrobener und religiös geprägter Visionär“ will er den Glauben an einen möglichen Frieden nicht aufgeben. Dies führte nun dazu, dass ein Urteil, das in Indien erneut die Gemüter entflammen könnte, um weitere vier Tage vertagt wurde, womit ein letzter Hoffnungsschimmer auf eine einvernehmliche Lösung bestehen bleibt. (PA) (Fidesdienst, 24/09/2010)


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