ASIEN/PAKISTAN - Muslimische Nichtregierungsorganisationen zwischen Solidarität und Extremismus

Donnerstag, 16 September 2010

Lahore (Fidesdienst) – Es gibt viele von ihnen, sie sind gut organisiert und effizient; sie helfen nur Flutopfern muslimischer Religion; unter ihnen befinden sich auch solche mit Verbindungen zu islamischen extremistischen Gruppen, die von der Regierung verboten sind, und nicht „ohne verborgene Interessen“ handeln: so fassen Bischöfe, Priester und christliche humanitäre Helfer das die Tätigkeit der muslimischer Hilfswerke nach der Flutkatastrophe in Pakistan im Gespräch mit dem Fidesdienst zusammen. Wie Beobachter dem Fidesdienst bereichten gibt es allein in Punjab 65 Camps, die sich in Trägerschaft radikaler islamistischer Gruppen befinden, die als illegal gelten.
„Islamische Hilfswerke sind sehr aktiv und gut organisiert. Es gelingt ihnen, sich bei der Bevölkerung beliebt zu machen. Sie helfen vor allem muslimischen Flutopfern“, so der Vorsitzende der Pakistanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Lawrence Saldanha von Lahore.
„Die vielen muslimischen Organisationen, die heute den Flutopfern helfen, widmen ihr Augenmerk ausschließlich den Muslimen. Wenn Christen sich ihnen nähern, werden sie weg geschickt“, so Der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Pakistan, P. Mario Rodrigues.
P. Robert McCulloch, Missionar der Missionsgesellschaft vom heiligen Columban in Hyderabad unterstreicht die Unterschiede: „Die meisten Muslime sind sehr hilfsbereit. Nur die extremistischen Gruppen versuchen auch in dieser tragischen Situation die eigenen Interessen in den Vordergrund zu stellen und nuten dabei die verzweifelte Lage der Flutopfer zum eigenen Vorteil aus“.
Alwin Murad, ein katholischer freiwilliger Helfer erklärt im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Einige fundamentalistische Organisationen verteilen Lebensmittel und fordern dabei zum Gebet zu Allah auf. Manchmal fordern sie auch nichtmuslimische Flutopfer auf, sich zum Islam zu bekehren. Vor allem in Regionen wie Charsadda bei Peschawar in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa oder im Süden des Punjab geschieht so etwas. Gruppen, die von der Regierung verboten sind, haben einfach ihren Namen geändert und sich als islamische Nichtregierungsorganisation registrieren lassen. Diese nutzen dann die Hilfeleistung zu eigenen Zwecken. Flutopfer sind leicht zu manipulieren“.
Ayub Sajid, Katholik und Leiter der Nichtregierungsorganisation „Organisation for Development and Peace“ sagt zum Fidesdienst: „Diese Gruppen versuchen sich in der Gesellschaft breit zu machen und es gelingt ihnen auch, denn das Ausmaß der Tragödie ist große und der Regierung gelingt die Hilfeleistung nur mühsam. Solche Gruppen haben es auch auf Wahlstimmen abgesehen und wollen sich deshalb beliebt machen. Christen wird oft gesagt, dass sie ihre eigenen Vertreter um Hilfe bitten sollen“
Bestätigt wird dies auch durch die Berichte verschiedener lokaler Nichtregierungsorganisationen. Abid Masih, Vater von vier Kindern und Flutopfer in Muzaffargarh erzählt: „Nach einigen Irrfahrten, haben wir um Aufnahme in einem Camp der Organisation ‚Sip-e-Sahaba’ gebeten. Es wurde uns gesagt wir sollen gehen oder uns zum Islam bekehren“.
Basharat Gill aus Shakargarh in Punjab bekräftigt: „Mit meiner 12-köpfigen Familie gingen wir nach Narowal. Wir fanden dort ein Camp das von einer Organisation geführt wird, die mit der Lashkar-e-Taiba-Bewegung in Verbindung steht. Wir haben nur einen Tag lang etwas zu essen bekommen. Dann haben sie uns mitten in der Nacht weggeschickt. (PA) (Fidesdienst, 16/09/2010)


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