ASIEN/PAKISTAN - Bischöfe: „Die Regierung muss zugeben, dass es Diskriminierungen gibt und etwas dagegen tun!“

Mittwoch, 15 September 2010

Lahore (Fidesdienst) – „Diskriminierungen bei der Verteilung von Hilfsmitteln gibt es immer noch. Es ist an der Zeit, dass die Regierung offiziell zugibt, dass es sie gibt und dass sie Maßnahmen ergreift, um dies zu unterbinden“, so der Sekretär der bischöflichen Kommission „Gerechtigkeit und Frieden“, Peter Jacob, im Gespräch mit dem Fidesdienst in einem Kommentar zur Lage der Flutopfer. Die Kommission dokumentiert Nachrichten, Zeugenberichte und Details bei der Verteilung der Hilfsmittel. Auch Bischof Lawrence Saldanha, der die Kommission leitet und gleichzeitig Vorsitzender der Bischofskonferenz ist bekräftigt: „Wir haben zahlreiche Meldungen und Zeugenberichte im Hinblick auf die Diskriminierung von Minderheiten erhalten. Auch die Presse berichtet darüber. Dies bewegt uns und bereitet uns Sorge.“
Obschon der Minister für Religiöse Minderheiten Shahbaz Bhatti bekräftigt, es gebe keine Diskriminierung betont Jacob, man könne es „nicht leugnen“: „Wir haben Augenzeugen. Die pakistanische Gesellschaft ist in ihrem Inneren gespalten: im vertikalen Sinn zwischen Reichen und Armen und im horizontalen Sinn zwischen Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit. Diese Spaltung spiegelt sich auch in den Camps für Flutopfer wider, auch bei solchen, die spontan entstehen: die Betroffenen gruppieren sich getrennt und deshalb werden auch Hilfen oft selektiv verteilt.“
„Wir bitten die Regierung, gemeinsam mit uns gegen diese Ghettobildung vorzugehen“, so Jacob weiter, „denn diese Tragödie könnte auch für die öffentlichen Stellen zu einer Gelegenheit werden, die normalerweise existierende Spaltung zu überwinden“. „Es muss jedoch gesagt werden“, betont er, „dass die Soldaten der Regierungsarmee in der ersten Phase der Hilfsprogramme gute Arbeit geleistet und unterschiedslos geholfen haben. Heute werden offizielle Hilfen jedoch nur in bereits bestehenden Camps verteilt, während Tausende Flutopfer, vor allem arme Menschen in ländlichen Gebieten und in entlegenen Gegenden keine Hilfe erhalten“. Darunter auch christliche und hinduistische Minderheiten, die so zweifaches Leid ertragen.
Im Zusammenhang mit dem Phänomen der Umleitung der Fluten durch Großgrundbesitzer zu Lasten der Minderheiten will der Premierminister von Punjab eine Untersuchungskommission für die in seiner Provinz bekannt gewordenen Fälle einrichten. „Die Druckausübung seitens der Zivilgesellschaft war erfolgreich bei der Forderung nach einer Untersuchung seitens der Institutionen. Nun warten wir voller Zuversicht auf die Ergebnisse der Umfrage“, so Peter Jacob, der daran erinnert, dass dar Problem auch von der einheimischen Presse aufgegriffen wurde, wodurch ein gewisser Unmut in der Öffentlichkeit entstand. (PA) (Fidesdienst, 15/09/2010)


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