ASIEN/PAKISTAN - Christen und Muslime bestätigen Diskriminierungen bei der Hilfeleistung

Mittwoch, 15 September 2010

Hyderabad (Fidesdienst) – „Die Situation ist für alle verheerend. Doch wir erhalten weiterhin Nachrichten über die Diskriminierung bei der Verteilung von Hilfsmitteln unter Hindus und Christen aus den niedrigeren Gesellschaftsschichten: es handelt sich um arme Menschen aus ländlichen Gebieten, die schon unter normalen Bedingungen weniger wert sind und heute kaum eines Blickes gewürdigt werden“, so P. Robert McCulloch von der Missionsgesellschaft vom hl. Columban in Hyderabad in der Provinz Sindh. Nach weiteren heftigen Regenfällen kam es zu neuen Überschwemmungen in den Distrikten Dadu und Jamshoro, wo die Bewohner von 25 Dörfern ihre Wohnungen verlassen mussten. In der Region leben auch christliche und hinduistische Minderheiten.
Auch Vertreter der muslimischen Glaubensgemeinschaft bestätigen die Diskriminierung: Juniaid Khanzada, ein muslimischer Intellektueller und Journalist und ehemaliger Vorsitzender des Presseverbandes in Hyderabad, bekräftigt gegenüber dem Fidesdienst, dass Regierungsbeamte und fundamentalistische islamistische Organisationen die Bedürfnisse der tribalen Völker in Sindh absichtlich ignorieren: dort leben Christen und Hindus aus niedrigeren Gesellschaftsschichten, die in Pakistan als ‚scheduled castes’ gelten und in Indien als Dalit bezeichnet werden“. „Oft ist vielmehr die Religionszugehörigkeit als die tatsächliche Notwendigkeit ausschlaggebend für Hilfeleistung“, so Khanzada.
Ishaq Pangrio, ein muslimische Intellektueller aus Hyderabad, der der „Pakistanischen Menschenrechtsorganisation angehört, berichtet dem Fidesdienst: „Ich bin schockiert und alarmiert im Hinblick auf die Diskriminierung bei der Verteilung von Lebensmitteln unter Flutopfern, die ich mit eigenen Augen in der Region um Jati mit ansehen musste, wo viele Menschen von der Flut betroffen sind“. Jati ist eine Kleinstadt im Verwaltungsbezirk Tahtta in der Provinz Sindh, über die der Fidesdienst bereits im Zusammenhang mit so genannten „absichtlich umgeleiteten“ Gewässern berichtete.
James Francis Katholik und Geschäftsführer des Krankenhauses „St. Elisabeth“ in Hyderabad, leitet eine Equipe mit Ärzten und Krankenpflegern, darunter Christen und Muslime, die alle 2 oder 3 Tage die Flutopfer in den Aufnahmecamps rund um die Stadt besuchen. Die Equipe, der auch eine Ärztin für die Versorgung der Frauen angehört, gewährleistet die Verteilung von Medikamenten und die medizinische Behandlung der Menschen in den Camps. Francis sagt im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Jeden Tag werden wir Zeugen von Fällen der Diskriminierung und Ausgrenzung von Flutopfern. In den Camps gibt es oft getrennte Bereiche für christliche und religiöse Minderheiten und Menschen aus niedrigen Gesellschaftsschichten, die ganz offensichtlich schlechter behandelt werden. Es sind dringend Maßnahmen nötig, die eine solche ungerechte Behandlung unterbinden“. (PA) (Fidesdienst, 15/09/2010)


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