EUROPA/GEORGIEN - Appell des Apostolischen Nuntius in Georgien: „Wir brauchen Ideen und Mittel, um zu verhindern, dass der ganze Kaukasus sich in ein Pulverfass verwandelt“. Caritas hilft Kindern im nordossetischen Beslan und der erschöpften Bevölkerung in Südossetien

Mittwoch, 8 September 2004

Rom (Fidesdienst) - „Das Massaker an den unschuldigen Kindern, das vor einigen Tagen in Nordossetien verübt wurde, hat die ganze Welt berührt. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass auch in Südossetien über drei tausend Kinder und Frauen während der vergangenen Wochen aus ihrer Heimat in andere Teile Georgiens fliehen mussten. Wenn nicht rechtzeitig Maßnahmen zur Förderung der Friedens und der Gesellschaft ergriffen werden, dann könnte diese Gegend zu einem gefährlichen Brennpunkt werden, der nur schwer kontrolliert werden kann. Wir brauchen Ideen und Mittel, um zu verhindern, dass der ganze Kaukasus sich in ein Pulverfass verwandelt.“, so der Apostolische Nuntius in Georgien, Erzbischof Claudio Gugerotti, in einem Appell, der vom italienischen Caritasverband veröffentlicht wurde. In seinem Appell erinnert der Vatikandiplomat an die Armut in dem Land, zu dem Südossetien gehört (während Nordossetien, wo sich die Schule von Beslan befindet, Teil der Russischen Föderation ist). „Neben den Flüchtlingen, die das Land in den vergangen Tagen verlassen haben, gibt hunderttausenden von Flüchtlingen, die seit Jahren obdachlos und arbeitslos sind. Grund für diese Situation ist die Instabilität in der Region, ein potentielles Aktionsgebiet für den Terrorismus“, so der Apostolische Nuntius weiter.
In Nordossetien (Russland) versucht die Caritas seit Beginn der Tragödie in der Schule in Beslan mit freiwilligen Mitarbeitern, unter anderem auch Psychologen, Hilfe zu leisten. Die Arbeit dort wird unermüdlich fortgesetzt und die beiden Krankenhäuser in Vladikavkaz, in denen die Kinder von Beslan betreut werden, wurden bereits mit Medikamenten und medizinischer Ausrüstung versorgt. Zu den mittelfristigen Hilfsmaßnahmen gehören unter anderem: ärztliche Versorgung in den beiden Krankenhäusern in Vladikavkaz für Langzeitkranke; Lebensmittelhilfen für Familien, die Kinder verloren haben und von denen viele in diesen Tagen kein Einkommen haben; psychologische Unterstützung für die Familien in Beslan und in den Krankenhäusern; Rehabilitations-Aufenthalte für betroffene Kinder. In Südossetien (Georgien) gelingt es den örtlichen Behörden, trotz aller Bemühungen nicht, die Bedürfnisse der erschöpften und ausgehungerten Bevölkerung zu erfüllen. Betroffen sind auch dort vor allem viele Kinder. Viele haben ihre Wohnungen infolge der Zuspitzung der Konflikte zwischen Regierungssoldaten und Separatisten verlassen. Südossetien befindet sich in einer Bergregion mit sehr niedrigen Nachttemperaturen. Die Menschen haben oft keine warme Kleidung. Bereits in der zweiten Augusthälfte hatte die örtliche Caritaszentrale die Flüchtlinge mit Lebensmitteln, Kleidung und Schulmaterial versorgt. Doch die Lebensmittelvorräte reichten nur zwei Wochen und die Menschen sind weiterhin auf Hilfe angewiesen.
Der Leiter von Caritas Georgien, Pater Witold Szulczynski, wendet sich zusammen mit Erzbischof Gugerotti, deshalb in einem Spendenaufruf an das internationale Caritasnetz mit der Bitte um Bereitstellung von rund 150.000 Euro für weitere Nothilfen. „Wir appellieren an das Gewissen“, so Erzbischof Gugerotti abschließend, „damit Soforthilfen für diejenigen zur Verfügung gestellt und unterstützt werden, die die Spirale der Gewalt unterbrechen wollen“. (SL) (Fidesdienst, 09/09/2004 - 40 Zeilen, 475 Worte)


Teilen: