ASIEN/PAKISTAN - Die Odyssee der vergessenen Flüchtlinge: Taliban nutzen die verzweifelte Lage

Dienstag, 7 September 2010

Peschawar (Fidesdienst) – Viele Flüchtlinge wurden bis heute in Pakistan mit Trinkwasser, Lebensmitteln und Zelten versorgt. Doch die Hilfsprogramme der Regierung und der Hilfswerke erreichen nicht alle Flutopfer. Etwa 8 Millionen der insgesamt rund 17 Millionen von der Naturkatastrophe betroffenen Menschen sind obdachlos. Viele kämpfen ums Überleben und irren auf der Suche nach Zuflucht umher. Viele sterben an Erschöpfung. Diese Art von Flutopfern gibt es vor allem in abgelegenen Gebieten, wie zum Beispiel in der Provinz „Khyber Pakhtunkhwa“, die bisher als „Northwest Frontier Province“ bekannt war.
Wie Nichtregierungsorganisationen, die in der Region tätig sind, dem Fidesdienst berichten, sind die großen Hilfswerke vor allem in den Städten und in bereits existierenden Flüchtlingscamps tätig. Tausende Flüchtlinge in den abgelegenen Gebieten warten noch auf internationale Hilfe und dies machen sich Hilfsprogramme der Taliban zu Nutzen.
In Khyber Pakhtunkhwa gibt es Obdachlose vor allem in Charsadda, Nowshera und Peschawar, wo viele Hilfsprogramme der Regierung und der Hilfswerke auf den Weg gebracht wurden. Die Flutopfer in den Distrikten Dir, Kohistan, Shangla und Chitral hingegen werden nicht mit demselben Augenmerk versorgt. „Im Distrikt Kohistan stehen Familien in den Dörfern Dassu, Qabar Valley, Daong Nala, Harban Basha und Kandian kurz vor dem Hungertod, nachdem auch Infrastrukturen, wie Straßen und Brücken von den Fluten vollkommen zerstört wurden“, so eine einheimische Nichtregierungsorganisation.
Joseph Masih ist Mitarbeiter des „Church World Service“, einer christlichen Organisation, die seit über 50 Jahren in Pakistan und in Afghanistan tätig ist und nun in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa hilft. Im Gespräch mit dem Fidesdienst betont er: „Wir versuchen uns auch um vergessene Flüchtlinge zu kümmern. Diejenigen, die weit von den Städten entfernt leben und keine Aufnahme in den Camps gefunden haben. Wir betreuen in der Region über 10.000 Familien, die wir vor allem mit Nahrungsmitteln, Wasser und Zelten versorgen. Der Regierung gelingt es nicht, allen humanitäre Hilfen zu garantieren. Doch auch unsere Hilfe ist sehr gering im Vergleich zu den immensen Bedürfnissen“.
Die Provinz Khyber Pakhtunkhwa ist terrorgefährdet: „Die Soldaten der Armee gehen auch derzeit gegen Terroristen vor“, so Masih. „Wir befinden uns in einem Konfliktgebiet und nach den jüngsten Attentaten herrscht hier Alarmbereitschaft. Terroristen versuchen auszunutzen, dass viele Soldaten bei den Hilfsprogrammen zum Einsatz kommen“.
In Khyber Pakhtunkhwa, so der Beobachter, führt das Fehlen staatlicher Hilfen zu weiterem Unmut unter den Menschen: die Gefahr, dass sich Menschen terroristischen und islamischen Gruppen anschließen, die hier Hilfsprogramme auf den Weg gebracht haben, sei deshalb besonders groß. Dies habe auch zum Zusammenschluss der beiden Terrororganisationen Lashkar-e-Jhangvi (LEJ9 UND Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) geführt, die sich zu den Anschlägen in Quetta und Lahore bekennen und auch im Nordwesten Pakistans aktiv sind-
Wie aus offiziellen Angaben hervorgeht sind 79 (von insgesamt 124) Verwaltungsdistrikte des Landes von den Fluten betroffen: 24 in Khyber Pukhtunkhwa, 19 in Sindh, 12 in Punjab, 10 in Beluchistan, 7 in Kashmir und 7 in Gilgit-Baltistan (auch als Federally Administred Northern Areas, FANA) bekannt. (PA) (Fidesdienst, 07/09/2010)


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