VATIKAN - Papst zum 200. Geburtstag von Leo XIII.: „Im Inneren der historischen Realität stellen die Christen eine wohltuende und friedliche Kraft für einen tiefen Wandel dar“

Montag, 6 September 2010

Carpineto (Fidesdienst) – „Im Inneren der historischen Realität stellen die Christen, ob sie nun als einzelne Bürger oder als Gruppe handeln, eine wohltuende und friedliche Kraft für einen tiefen Wandel dar, indem sie die inneren Möglichkeiten dieser Realität entwickeln. Die Soziallehre der Kirche setzt immer auf die Reifung der Gewissen als Voraussetzung für gültige und dauerhafte Veränderungen“, so Papst Benedikt XVI. bei einem Gottesdienst in Carpineto Romano, dem Geburtsort von Papst Leo XIII. zu dessen 200. Geburtstag.
Über Leo XIII. sagte der Papst vor allem, dass er ein „Mann von großem Glauben und tiefer Frömmigkeit war. Dies bleibt stets die Grundlage aller Dinge für jeden Christen, einschließlich des Papstes. Ohne das Gebet, d.h. die innerer Einheit mit Gott, gelingt uns nichts“. Dies bringe mit sich, dass jeder Hirte berufen ist, dem Volk Gottes nicht abstrakte Wahrheiten, sondern ‚Weisheit’ und damit eine Botschaft die Glauben und Leben, Wahrheit und konkrete Realität miteinander verbindet.“
Die Soziallehre von Leo XIII., die durch die Enzyklika Rerum novarum bekannt wurde, ist ein „organischer Corups, die den ersten Kern der Soziallehre der Kirche bildet“. Seine Enzyklika ‚Catholcae Ecclesiae’ aus dem Jahr 1890 widmete Papst Leo XIII. der Sklaverei. Mit Bezug auf den Brief des heiligen Apostels Paulus an Philemon, in dem er ihn dazu anregt seinen Sklaven, der sich zum Christentum bekehrt hatte, als „nicht mehr als Sklaven, sondern als Bruder in Christus zu betrachten“, betonte Papst Benedikt XVI. wie das Christentum „auf dem Weg der Zivilisation“ viel zur Förderung des Menschen beträgt.
In der Zeit, in die Papst Leo XIII. hineingeboren wurde, „wurden die Kirche und viele Ausdrucksformen der christlichen Kultur in Frage gestellt“, so der Papst. Gleichsam „war der Alltag hart und schwierig: die sanitären Bedingungen und die Ernährung spärlich. Unterdessen entstand die Industrie und mit ihre die Arbeiterbewegung, die sich zunehmend auch politische organisierte. Das Lehramt der Kirche, auf seiner höheren Ebene, wurde von lokalen Erfahrungen und christlichen Initiativen vor Ort dazu angerecht, eine komplexe und perspektivische Lektüre der neuen Gesellschaft und deren Gemeinwohl zu entwickeln. Als Papst Leo XIII. 1878 zum Papst gewählt wurde, fühlte er sich berufen, diese im Licht seines umfassenden Wissens von internationaler Tragweite zu vollenden und umzusetzen. Papst Benedikt XVI. erinnerte dabei auch an die vielen Heiligen und Seligen, die seit Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, „mit der Phantasie der Nächstenliebe viele Wege fanden, um die Botschaft des Evangeliums im Inneren der neuen sozialen Realität umzusetzen“.
„In einer Epoche des erbitterten Antiklerikalismus und heftiger Demonstrationen gegen den Papst, verstand es Papst Leo XIII. die Katholiken zu einer konstruktiven Teilhabe an der Gesellschaft anzuleiten und sie darin zu unterstützen. Diese Teilhabe war reich an Inhalten, klar in den Prinzipien und gleichzeitig offen nach außen…So konnte ein alter, aber weiser und weit blickender Papst eine verjüngte Kirche ins zwanzigste Jahrhundert führen. Seine Lehre zeugt von der Fähigkeit der Kirche, ohne Komplexe die großen Fragen unserer Zeit anzugehen.“ (SL) (Fidesdienst, 06/09/2010)


Teilen: