ASIEN/PAKISTAN - Umgeleitete Flüsse: Bürger, Politiker und Medien protestieren

Freitag, 3 September 2010

Islamabad (Fidesdienst) – Bürger, Politiker und Medien protestieren in Pakistan gegen die Umleitung von Flüssen, die unter Millionen armer Menschen weitere Not verursacht. Wie der Fidesdienst in den vergangenen Tagen berichtete, hatten Großgrundbesitzer die Umleitung von Flüssen veranlasst um ihre eigenen Ländereien zu Schützen und durch den Bau von Dämmen die Fluten in Dörfer umgeleitet, die von armen Bauern, oft auch religiösen Minderheiten bewohnt sind.
Raza Haroon, Minister für Informationstechnologie in der Provinz Sindh fordert, unterdessen die Schaffung einer Justizkommission, die ermitteln soll, wer für die Umleitung der Flüsse verantwortlich ist. Der Kommission sollen auch Richter des Verfassungsgerichts angehören. Wie Beobachter vor Ort dem Fidesdienst berichten haben auch die Menschenrechtskommission in Pakistan und andere Nichtregierungsorganisationen um Ermittlungen der Behörden und das Eingreifen des Verfassungsgerichts gebeten.
„Die Umleitung der Flüsse in Gebiete, die hauptsächlich von Armen bewohnt sind, hat in der Öffentlichkeit große Bestürzung hervorgerufen. Die Großgrundbesitzer wollten ihre eigenen Grundstücke und Felder schützen und haben ihre Hochwasserschutzvorrichtungen gebaut, ohne sich um die Folgen zu kümmern. Es handelt sich um reiche und mächtige Persönlichkeiten, zum Teil auch um Parlamentsmitglieder. Sie meinen, ungestört handeln zu können“, so Mehdi Hasan, Vorsitzender der Kommission für Menschenrechte in Pakistan (HRCP), im Gespräch mit dem Fidesdienst.
„Wir haben uns im Zusammenhang mit diesem Missbrauch, von dem 2 Millionen Menschen in Sindh und Punjab betroffen sind, mit einem offiziellen Protestschreiben an die Regierung gewandt. Neben den nur schleppend anlaufenden Hilfsprogrammen ist dies ein weiterer Grund für den Unmut unter den Flutopfern“, so auch ein Mitarbeiter des Internationalen Roten Kreuzes. „Wir fordern von der Regierung und der Justiz Ermittlungen im Zusammenhang mit der Verantwortung für diese Maßnahmen. Und, sollten diese ergeben, dass es sich um Parlamentsmitglieder handelt, besondere Maßnahmen zu ihren Lasten und Schadensersatzzahlungen“.
Die Kommission für Menschenrechte bestätigt die Diskriminierung bei der Verteilung von Hilfsmitteln unter religiösen Minderheiten: „Auch in diesem Zusammenhang haben wir unsere Bestürzung zum Ausdruck gebracht. Das Problem entsteht, wo die Verteilung der Hilfsmittel über islamistische karitative Einrichtungen abgewickelt wird. Bei der Umleitung der Flüsse handelt geht es um eine politische Frage, denn Großgrundbesitzer unterhalten in Pakistan Beziehungen auf höchster Ebene. Bei dem zweiten Problem handelt es sich um eine soziale und kulturelle Angelegenheit: die pakistanische Armee versucht Extremismus mit Gewalt zu unterdrücken, doch es sollte auf kultureller Ebene etwas geschehen. Das Bildungssystem in Pakistan und die Angebote für die jungen Generationen sollten im Zeichen von Laizität, Demokratie, Respekt und Religionsfreiheit neu ausgerichtet werden.“
Ayub Sajid, Katholik ist Geschäftsführer der pakistanischen Nichtregierungsorganisation „Organisation für Entwicklung und Frieden“ unter Leitung des Dominikanerpaters Rahpael Mehnga. Die Einrichtung versorgt Flutopfer in 5 Verwaltungsbezirken im Süden der Region Punjab, die besonders von der Hochwasserkatastrophe betroffen sind. “In der Region Muzaffargarh“, so Ayub Sajid im Gespräch mit dem Fidesdienst, „waren auch christliche und hinduistische Gemeinden von der absichtlichen Umleitung der Fluten betroffen. Vor allem in Sindh, aber auch in Punjab. Deshalb werden Kleinbauern besonderer Hilfe bedürfen, damit sie zumindest wieder Saatgut für die kommende Ernte im Herbst haben. Sonst wird eine Hungerkatastrophe folgen“. „Die Regierung muss sich dieser Menschen annehmen: in einem gemeinsamen Schreiben fordern wir deshalb zusammen mit verschiedenen anderen Nichtregierungsorganisationen auch das Eingreifen der Justiz.“ (PA) (Fidesdienst, 03/09/2010)


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