AFRIKA/SÜDAFRIKA - „Die leeren Fußballstadien werden sich mit den Ängsten und Sorgen der Menschen füllen“, so ein Missionar zum Fidesdienst

Freitag, 27 August 2010

Kapstadt (Fidesdienst) – „Südafrika erlebt derzeit schwierige Momente, denn die Lage ist nicht mehr so ruhig, wie sie es einmal war“, so der italienische Scalabrini Missionar P. Mario Tessarotto, der sich in Kapstadt um Flüchtlinge aus anderen afrikanischen Ländern kümmert, zum Fidesdienst. Seit zwei Wochen streiken in Südafrika die Mitarbeiter des Gesundheits- und Bildungswesens, die eine Gehaltserhöhung fordern. Dadurch, dass sich auch andere Sektoren des öffentlichen Dienstes den Streiks anschließen, kommt es vor die schwächeren Bevölkerungsteile zu zahlreichen Unannehmlichkeiten. Die Southern African Catholic Bishops’ Conference (SACBC) hatte in einer von Kardinal Wilfrid Napier, Erzbischof von Durban, unterzeichneten Erklärung auf die Missstände in den Krankenhäusern hingewiesen (vgl. Fidesdienst vom 21/08/2010).
„Heute sind die Schulen auch in Kapstadt geschlossen, während in den vergangenen Tagen die meisten Lehrer noch unterrichteten. Doch die Lehrer, die den Unterreicht fortführen, fürchten sich vor Repressalien, denn es kommt auch vor, dass Gewerkschaftsmitglieder zum Beispiel die Autos der Streikbrecher in Brand stecken“, so P. Mario.
„Die Forderungen der Ärzte und Lehrer sind gerechtfertigt, denn ihre Gehälter sind so niedrig, dass manche nicht einmal die Miete zahlen können. Doch die Streiks drohen in Gewalt auszuarten und das ist sehr besorgniserregend“, so der Missionar. „Das Klima möglicher sozialer Unruhen lässt nichts Gutes ahnen. Bereits während der Weltmeisterschaft habe ich vorhergesagt, dass die leeren Fußballstadien sich mit den Ängsten der Menschen füllen werden, denn die sozialen Probleme waren bereits latent spürbar“.
„Die Ungleichheit zwischen der regierenden Elite, darunter auch die Vorstände der Gewerkschaften, und den Menschen hat zu einem krassen Gegensatz geführt. Offiziell liegt die Arbeitslosenrate in Südafrika bei 28%. In Wirklichkeit haben mindestens 40% der Erwerbsfähigen keine Arbeit, denn die offiziellen Statistiken betrachten auch Gelegenheitsarbeiten, wie zum Beispiel eine Tätigkeit als improvisierter Parkwächter als vollwertige Beschäftigung. Doch dabei verdienen die Menschen höchsten 5 Euro am Tag.“
„Gefährlich ist auch, dass im Land immer noch viele illegale Waffen im Umlauf sind. Gewaltsame Entführungen sind an der Tagesordnung und Kriminalität ist überall verbreitet. Diese Situation bedarf einer Lösung an der alle Südafrikaner mitwirken sollten, die das Gemeinwohl und nicht nur das persönliche oder auf eine Gruppe bezogene Interesse im Auge haben“, so P. Mario abschließend. (Fidesdienst, 27/08/2010)


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