AFRIKA/SÜDAFRIKA - Kardinal Napier unterstützt Proteste gegen ein neues Gesetz, das die Pressefreiheit einschränkt

Mittwoch, 25 August 2010

Johannesburg (Fidesdienst) – „Es ist nicht einfach sich vorzustellen, dass eine Person, eine Gruppe oder eine Organisation, die noch vor wenigen Jahren so eifrig gegen jede Art von Ungerechtigkeit, Korruption, Begünstigung und Vetternwirtschaft protestierten, innerhalb so kurzer Zeit Gesetze fordern, die verhindern sollen, dass Nachrichten über diese Übel veröffentlicht werden“, so der Erzbischof von Durban (Südafrika), Kardinal Wilfrid Napier, am 19. August.
Kardinal Napier schickte wie viele andere Leser, Intellektuelle und Bürgerrechtler ein Botschaft an die Tageszeitung „The Mercury“ und unterstützte damit eine Kampagne, mit der die Tageszeitung gegen ein Gesetz protestiert, das die Pressefreiheit einschränkt.
„Nur ein schlechtes Gedächtnis oder ein schlechtes Gewissen können eine Person, die unter dem alten Regime sehr leiden musste, dazu führen, so schnell die eigene Meinung zu ändern und vom Widerstand gegen antidemokratisches Verhalten dazu übergehen, ein solches zu unterstützen“, so der Kardinal weiter.
In seinem Schreiben appelliert der Kardinal auch an den südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma: „Bitte lassen Sie nicht zu, dass unser Land in den Strudel der politischen Polemik gerät, kurz nachdem von Südafrika bei der Weltmeisterschaft ein so wunderbares Bild der Einheit und der Solidarität entstanden ist.“
Die Proteste weiter Teile der südafrikanischen Gesellschaft wenden sich insbesondere gegen zwei Gesetzentwürfe. Zum einen sollen Journalisten festgenommen werden, die Nachrichten veröffentlichen, die die Regierung nicht preisgeben will, zum anderen soll ein Gericht geschaffen werden, dessen Mitglieder vom Parlament ernannt werden und vor dem Journalisten zur Rechenschaft gezogen werden sollen.
Beide Gesetzentwürfe wurden vom African National Congress (ANC) eingebracht, der Partei die das Regime der Apartheid bekämpfte und seit 1994 das Land regiert. Die Kritiker betonen, dass die neue Regierung vor allem gegen Journalisten vorgehen will, die im Zusammenhang mit Korruption und schlechter Regierungsführung recherchieren.
Unter denjenigen, die Kritik an den geplanten Gesetzen üben, befindet sich auch der anglikanische Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu und die Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Nadin Gordimer, die die beiden Gesetzentwürfe mit der antidemokratischen Gesetzgebung des Apartheidregimes vergleicht. (LM) (Fidesdienst, 25/08/2010)


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