AFRIKA/NIGERIA - Vertreter der Ortskirche in Jos: „Wir dürfen die Schuld für die regelmäßig wiederkehrende Gewalt nicht allein der Religion zuschreiben“

Montag, 23 August 2010

Jos (Fidesdienst) – Die jüngsten Episoden der Gewalt im Staat Plateau (im Zentrum Nigerias) waren Gegenstand der 8. Generalversammlung der Erzdiözese Jos, in der Hauptstadt des nigerianischen Bundeslandes. Die Versammlung, die vom 16. bis 20. August im Pastoralzentrum „Sacred Heart“ in Jos stattfand, befasste sich mit dem Thema „The Challenges of Religious and Political Conflicts to the Church in Plateau State“.
“ Die Generalversammlung beklagt den Verlust von Menschenleben und Eigentum im Zusammenhang mit der jüngsten Krise und bring den Familien der Verstorbenen das eigene Beileid zum Ausdruck, indem sie für ihre Seelen betet“, heißt es in einer Verlautbarung, die am Ende der Versammlung veröffentlicht wurde.
„Es besteht kein Zweifel daran, dass wir direkt oder indirekt alle unter der Krise leiden, zu der es in unserem Staat gekommen ist“, heißt es in der Verlautbarung weiter.
„Trotz schwerwiegender wirtschaftlicher, politischer und sozialer Herausforderungen und Sicherheitsfragen, mit denen wir uns in unserem Staat und im Allgemeinen im ganzen Land konfrontiert sehen, appellieren wir an die Christen mit der Bitte, den eigenen Glauben an den allmächtigen Gott nicht zu verlieren und sich nicht von Angst und Wut lähmen zu lassen, sondern vielmehr die Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen zu erneuern. Die Kirche wird auch weiterhin um jeden Preis Liebe, Frieden und Versöhnung verkünden. Jeder Katholik ist berufen am Wandel, den wir uns wünschen, mitzuwirken. Wir beten für den Frieden in unseren Herzen, in unseren Wohnungen, in unserem Staat und im ganzen Land. Dabei versuchen wir als Erste „nein zur Gewalt“ zu sagen und uns in erster Linie für das Entstehen einer Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit einzusetzen.“
Die Versammlungsteilnehmer dankten den Sicherheitskräften und den Regierungsbehörden für die Bemühungen um den Erhalt des Friedens in der Region und fordern alle Bürger auf von Selbstjustiz abzusehen und den Sicherheitsbehörden alle verdächtigen Bewegungen zu melden.
In ihrer Verlautbarung beklagen die Versammlungsteilnehmer die „Polarisierung in unseren Gemeinden“ zwischen Muslimen und Christen, denn dies führe zu „weiterem Misstrauen und Angst“ und Alarm im Hinblick auf die mögliche Zunahme des religiösen Extremismus.
„Wir betonen die Bedeutung des Dialogs bei der Konfliktlösung. Dabei vertritt die Katholische Kirche die Meinung, dass allein der Dialog das eigentliche Instrument der Friedensarbeit ist. Die jüngste Krise hat Misstrauen hervorgerufen und es wird viel Arbeit notwendig sein, damit wieder Vertrauen und gute Beziehungen zwischen Muslimen und Christen entstehen.“
Im Rahmen der Debatte wurden verschiedene Gründe für die Gewalt erörtert. „Das fehlende klare Verständnis im Hinblick auf die Gründe der Krise hat auch unter Christen zu Problemen geführt. Einige betrachten die Krise als Versuch der Muslime, in den heiligen Raum eines Staates einzudringen, der als zutiefst christlich gilt. Andere denken zwar, dass die Gründe der Krise ethnischer, sozialer und politischer, doch auch sie vermuten einen religiösen Hintergrund. Krisen müssen in den richtigen Kontext eingeordnet werden. Die Gründe sind vielfältig und wir dürfen die Schuld für die regelmäßig wiederkehrende Gewalt nicht allein der Religion zuschreiben“. (LM) (Fidesdienst, 23/08/2010)


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