ASIEN/PAKISTAN - „Vorsicht vor falschen Nichtregierungsorganisationen!“: Bischof Coutts warnt Spender vor Spekulationen mit Hilfsmitteln

Montag, 23 August 2010

Faisalabad (Fidesdienst) – In der gegenwärtigen Phase der Mobilisierung der Hilfsbereitschaft ist es besonders wichtig, dass „man sich die Institutionen gut aussucht, denen man die eigene Spende zur Verfügung stellt: es gibt viele falsche Nichtregierungsorganisationen, die mit dem Ziel der Spekulation gegründet wurden und sich auf diese Weise Gelder aneignen, oder Verbände, die mit fundamentalistischen Islamisten in Verbindung stehen. Auch unter den Christen gibt es immer mehr Hilfsorganisationen, vor allem bei den Protestanten: allein in Faisalabad gibt es über 50 solche Einrichtungen. Ich appelliere deshalb an die Spendenwilligen mit der Bitte, das Geld der Caritas zur Verfügung zu stellen, denn dies ist ein glaubwürdiges und transparentes Hilfswerk, das offizielle Hilfswerk der katholischen Kirche“, so der Vorsitzende von Caritas Pakistan, Bischof Joseph Coutts von Faisalabad. Das katholische Hilfswerk ist an vorderster Front bei der Versorgung der Flutopfer tätig. Wie Bischof Coutts mitteilt, findet am morgigen 24. August in allen pakistanischen Pfarreien eine Gebetswache für die Opfer der Flutkatastrophe und die Flüchtlinge statt.

Wie organisiert Caritas die humanitäre Hilfe?

Die pakistanische Kirche mobilisiert durch die Caritas ihre Ressourcen auf allen Ebenen. Wir arbeiten dabei mit Caritas Internationalis zusammen und können auf die Unterstützung der Caritasverbände in vielen anderen Ländern zählen, die umfassende Hilfe leisten. Auf lokaler Ebene leisten auch Schulen, Pfarreien, kleiner christliche Einrichtungen im ganzen Land einen Beitrag und stellen ihre Gebäude für die Aufnahme von Flüchtlingen oder als Sammelstellen für Hilfsgüter zur Verfügung. Wir bemühen uns auch um die Zusammenarbeit mit den zivilen Behörden und versuchen die Hilfsprogramme mit ihnen abzustimmen.

Wissen Sie von Diskriminierungen christlicher Flutopfer, die von Hilfeleistungen ausgeschlossen werden?

Obschon unter derart schmerzlichen Umständen, wie sie derzeit herrschen, die Solidarität im Mittelpunkt steht, ist es mögliche, dass es in verschiedenen Regionen, in denen christliche Minderheiten bereits verfolgt und ausgeschlossen werden, zu Fällen der Diskriminierung kommt. Auf diese Menschen wartet große Not, und wir versuchen vor allem auch diese Bevölkerungsgruppen zu berücksichtigen. Bei den Hilfsprogrammen der Caritas steht jedoch vor allem die bedingungslose und grenzenlose Hilfe im Mittelpunkt: wir helfen allen Flutopfern ohne Unterschiede und es handelt sich bei 99% um Muslime. Wir handeln nach dem Prinzip des Guten Samariters, der nicht nach dem Ausweis des Armen fragte, vor er ihm half.

Wie steht es um den Menschenhandel? Stimmt es, dass vor allem Kinder verschleppt werden?

Wir erleben eine sehr schwierige Zeit: bei der anhaltenden Flucht der Menschen aus den betroffenen Gebieten kann es auch passieren, dass sich während auf der einen Seite Hilfen organisiert werden, auf der anderen auch kriminelle Organisationen unter die Helfer mischen, die Handel mit Minderjährigen betreiben. Wir bitten deshalb di Regierung und die Sicherheitskräfte um Besondere Maßnahmen im Hinblick auf dieses Phänomen, was neben der Naturkatastrophe eine weitere Tragödie für die Kleinsten wäre.


Welchen Rat geben sie den Spendern in aller Welt?

Ich möchte vor einigen Risiken warnen: wir müssen die Einrichtungen sorgfältig auswählen, denen wir die Spenden zur Verfügung stellen, denn es gibt falsche viele falsche Nichtregierungsorganisationen, die mit dem Ziel der Spekulation gegründet wurden und sich auf diese Weise Gelder aneignen, oder Verbände, die mit fundamentalistischen Islamisten in Verbindung stehen. Auch unter den Christen gibt es immer mehr Hilfsorganisationen, vor allem bei den Protestanten: allein in Faisalabad gibt es über 50 solche Einrichtungen. Ich appelliere deshalb an Spendenwillige mit der Bitte, das Geld der Caritas zur Verfügung zu stellen, denn dies ist ein glaubwürdiges und transparentes Hilfswerk, das offizielle Hilfswerk der katholischen Kirche

Finden die Menschen bei den Christen auch geistlichen Beistand?

Das Gebet ist für uns sehr wichtig, denn dadurch gelingt es auch bei schmerzhaften Ereignissen eine Verbindung zu Gott herzustellen. Am 24. August lädt die Katholische Bischofskonferenz in Pakistan alle Pfarreien zur Teilnahme an einer Gebetswache für die Opfer der Flutkatastrophe ein, für die Toten und für die überlebenden Flüchtlinge. Wir bitten die Christen in aller Welt, sich unsrem Gebet anzuschließen und dabei auch für diejenigen zu beten, die sich ohne Vorbehalte der Hilfeleistung widmen. In diesem Sinne danken wir auch Papst Benedikt XVI. für sein Gebet und seine Appelle zugunsten der pakistanischen Bevölkerung-

Welche Probleme werden in den kommenden Monaten auf das Land zukommen?

Das Hauptproblem wird die Lebensmittelsicherheit sein: eine Ernte wurde bereits von den Fluten zerstört, und viele Bauern haben ihre Vorräte für die kommenden Monate verloren. Doch wenn die Überschwemmungen nicht bald zu Ende sind, dann wird auch die nächste Ernte im Herbst verloren gehen und dies würde zu einer katastrophalen Lebensmittelnot führen, die viel Leid, Hunger und Armut für zahlreiche Familien mit sich bringt. Tausende Tiere verendeten in den Fluten: auch sie waren eine wertvolle Ressource für viele Familien. Wenn wir daran denken, dass das Wasser, das immer noch Städte und Dörfer in den Ebenen überflutet kein Trinkwasser sondern vielmehr Infektionsquelle, dann verstehen wir, dass für Millionen betroffener Menschen große Gefahr herrscht. Wir müssen die internationale Hilfe umgehend mobilisieren, damit dies alles vermieden werden kann. (PA) (Fidesdienst, 23/08/2010)


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