ASIEN/PAKISTAN - Christen engagieren sich gemeinsam mit sufistischen Muslimen für Harmonie und Frieden

Samstag, 3 Juli 2010

Lahore (Fidesdienst) – „Als Christen in Pakistan werden wir weiterhin beten und uns gemeinsam mit den sufistischen Muslimen für den Aufbau einer gerechten, harmonischen und geschwisterlichen Gesellschaft einsetzen und uns gegen jede Form des Extremismus aussprechen. Weiter Teile der pakistanischen Gesellschaft schätzen sufistische Muslime sehr. Wir verurteilen das terroristische Attentat auf ihre Gemeinschaft und fühlen uns mit ihnen verbunden und solidarisch“, so Bischof Max John Rodrigues von Hyderabad im Gespräch mit dem Fidesdienst am Tag nach der dem Selbstmordattentat in einem sufistischen Heiligtum in Lahore, bei den 42 Mensachen ums Leben kamen und rund einhundert verletzt wurden.
„Die sufistischen Muslime sind friedliebend und bereit zum Dialog und zur Zusammenarbeit mit allen. Aus diesem Grund sind sie für Extremisten ein Dorn im Auge, die sie sogar als Häretiker betrachten. Im März 2009 wurde ein sufistisches Heiligtum in Peshawar bei einem Bombenanschlag zerstört. Nun kam es erneut zu einem Anschlag auf unschuldige Menschen: der Sufismus inspiriert sich an den Prinzipien der Liebe und ist deshalb eine Zielscheibe für extremistische Ideologien und radikale Gruppierungen“, so der Bischof weiter.
„Wir wissen nicht, wer sich hinter dem Attentat verbirgt und sind sehr traurig. Der Terrorismus ist ein heimtückischer Feind, den man nicht sieht, weil er sich versteckt. Im Land wird viel von Terrorbekämpfung gesprochen, doch bisher ist es den Behörden noch nicht gelungen, den Terrorismus erfolgreich zu bekämpfen, weshalb die Menschen weiterhin Angst haben“.
Francis Mehboob Sada vom ökumenischen Forschungszentrum „Christian Study Center“ in Rawalpindi stimmt dem Bischof zu: „Der sufistische Islam ist Zielscheibe der Terroristen, weil er sich für den Frieden und den Dialog engagiert. Aus diesem Grund wird er jedoch in Pakistan auch zunehmend beliebt und findet immer mehr Anhänger. Das sufistischen Heiligtum in Lahore wird auch von vielen Armen besucht, die dort jeden Tag Hilfe und Solidarität erfahren. Viele gehen dort hin, um zu beten. Auch deshalb war das Attentat besonders grausam: es sollten unschuldige Arme und Menschen getroffen werden, die sich zum Sufismus bekennen“.
„Das Christian Study Center“, so Francis Mehboob Sada weiter, „unterhält ausgezeichnete Beziehungen zu den Vertretern der sufistischen Muslime. Erst vor kurzem wurde bei einer gemeinsamen Konferenz die engen Verbindungen zwischen der sufistischen Mystik und dem Engagement für Frieden betont. Als pakistanische Christen werden wir weiterhin im Rahmen eines harmonischen und konstruktiven Dialogs mit den sufistischen Muslimen zum Wohl des Landes zusammenarbeiten.“
Zur Verbreitung des Phänomens des Terrorismus sagt er: „Der Terrorismus ist stark und führt zu Panik. Terroristische Gruppen manövrieren mit ihren Ideologien oft junge Menschen aus armen Schichten, die keine Bildung haben. Viele hohe Islamvertreter betonten, dass solche terroristischen Handlungen dem Islam widersprechen. Es ist massive Aufklärungsarbeit seitens der Institutionen und Medien notwendig. Regierung und Armee betonten jeden Tag den eigenen Einsatz im Kampf gegen den Terrorismus. In Wirklichkeit scheinen die Institutionen machtlos zu sein. Auch beim jüngsten G8-Gipfel wurde betont, dass bei der Terrorismusbekämpfung in Pakistan externe Hilfe notwendig ist. (PA) (Fidesdienst, 03/07/2010)


Teilen: