AFRIKA/NIGERIA - „Unsere Kirche, die von den Missionaren ins Leben gerufen wurde, entsendet heute eigene Missionare in alle Welt“, so der ehemalige Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Nigeria

Dienstag, 11 Mai 2010

Abuja (Fidesdienst) – „Wir müssen Geduld haben und auf die Früchte der Aussaat in Nigeria warten“, so der ehemalige Nationadirektor der Päpstlichen Missionswerke in Nigeria, Msgr. Hypolite Adigwe, im Gespräch mit dem Fidesdienst.
Nach dem Tod des Staatspräsidenten Umaru Yar’Adua, dem der stellvertretende Staatschef und Interims-Präsident Goodluck Jonathan in seinem Amt nachfolgte, ist die politische Lage in Nigeria derzeit schwierig.
„In Nigeria hat es während der langen Krankheit des Präsidenten Yar’Adua eine Zeit des Machvakuums gegeben. Der damalig stellvertretende Präsident, der das Amt „ad interim“ ausübte, hatte nicht die vollen Machtbefugnisse, denn Yar’Adua hatte nicht, wie es die Verfassung vorseht, die eigene Regierungsunfähigkeit erklärt. Meiner Ansicht nach war die Entscheidung, die das Parlament im Februar getroffen hat, ihm die ganzen Machtbefugnisse zu übertragen, sehr weise“, so Msgr. Adigwe.
Der neue Präsident hat unterdessen versprochen, er werde die Korruption bekämpfen. „Ich glaube er meint es ernst mit seinem Vorhaben der Rückkehr zu moralischen Werten in der nigerianischen Öffentlichkeit. Das Problem ist, dass er nicht viel Zeit dafür haben wird, denn sein Mandat läuft bereits 2011 ab. Ich denke, dass er, wenn er sich zur Wahl aufstellen lässt und gewählt würde, auch in Zukunft der Korruptionsbekämpfung widmen würde“, so Msgr. Adigwe weiter.
Aus Nigeria wird oft von Gewalt, berichtet, bei der man vor allem im Norden des Landes auch religiöse Motive als Ursachen anführt. „Ich glaube, dass das Problem im Norden des Landes vor allem der Mangel eines zuverlässigen Bildungssystems ist. Viele Kinder besuchen keine Schule, die ihnen eine umfassende Grundbildung ermöglichen würde. Ein Großteil besucht nur Koranschulen, in denen Lehrer aus arabischen Ländern ihren Einfluss ausüben, wodurch das Risiko besteht, dass fundamentalistische Denkweisen verbreitet werden“, so P. Adigwe.
Im Nigerdelta im Süden des Landes (wo es die meisten Erdölvorkommen gibt) beeinträchtigen die Rebellen der MEND seit mehreren Jahren die Förderung von Rohöl. „Die vom verstorbenen Präsidenten gewährte Amnestie trägt erste Früchte und das Programm der Entwaffnung kommt voran. Ich glaube, dass dies das wichtigste politische Erbe von Yar’Adua sein wird. Die Menschen warten nun auf die Erfüllung weiterer Versprechen, wie den Augbau von Infrastrukturen (Schule, Straßen, Krankenhäuser), doch dies kann nicht über Nacht geschehen. Wir müssen Geduld haben“, betont Msgr. Adigwe.
Was die Situation der katholischen Kirche in Nigeria anbelangt erinnert der ehemalige Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke daran, dass „unsere katholische Kirche in Nigeria, die von Missionaren ins Leben gerufen wurde, heute selbst Missionare in alle Welt entsendet. Sie gehen in andere Regionen Afrikas aber auch nach Europa und Amerika. Dies ist möglich, weil es bei uns einen Boom der Priester- und Ordensberufe gegeben hat, vor allem bei den Ordensschwestern. Unsere Kirche kann zudem auch auf die Mitarbeit vieler engagierte Laien zählen, darunter auch viele Katechisten und Religionslehrer“. (LM) (Fidesdienst, 11/05/2010)


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