AFRIKA/MADAGASKAR - Gerüchte und Dementis im Hinblick auf einen möglichen Militärputsch in Madagaskar

Dienstag, 20 April 2010

Antananarivo (Fidesdienst) – „Es ist noch unklar, was eigentlich passiert ist. Feststeht, dass rund zwei Dutzend Menschen festgenommen wurden, denen man vorwirft, sie hätten einen Staatsstreich geplant“, so ein Mitarbeiter von Radio Don Bosco in Antananarivo zum Fidesdienst. In madagassischen Hauptstadt gaben die Behörden am 19. April bekannt, dass am Sonntag, den 18. April, insgesamt 21 Personen festgenommen wurden, die einen Anschlag auf den Sitz des Premierministers geplant haben sollen. In Madagaskar herrscht seit etwa einem Jahr eine politische Krise, bei der sich der Präsident der Hohen Übergangsbehörde, Andry Rajoelina, und der ehemalige Staatspräsident Marc Ravalomanana gegenüberstehen. Ravalomanana wurde im März 2009 von den Militärs und der Opposition unter Rajoelina zum Rücktritt gezwungen.
„Unter den Festgenommenen befinden sich Militärs und Zivilisten, die als Reservisten einer Einheit der Armee angehören“, so der Mitarbeiter des Radiosenders zum Fidesdienst. Wie ein hoher Vertreter der Hohen Übergangsbehörde mitteilt, soll der ehemalige Präsident Ravalomanana angebliche Putschisten finanziert haben. Dies wird jedoch von Ravalomanana aus dessen Exil in Südafrika dementiert.
„Die offizielle Version rief unter der Bevölkerung eine gewisses Skepsis hervor, wie auch aus den Interviews deutlich wird, die wir in diesem Zusammenhang ausgestrahlt haben“, so der Mitarbeiter von Radio Don Bosco. „Einige bekräftigen, dass die Bekanntgabe des versuchten Staatstreichs und die darauf folgenden Festnahmen nur ein Vorwand sind, damit Rajoelina nicht nach Südafrika reisen und sich dort mit Ravalomanana treffen muss“.
Die Begegnung zwischen den beiden führenden Politikern Madagaskars war ursprünglich für den 24. April geplant (vgl. Fidesdienst vom 14. April 2010) und wurde auf den 28. April verschoben. Außerdem wird in Betracht gezogen, dass auch die ehemaligen Präsidenten Ratsiraka und Zafy zu dem Gespräch eingeladen werden sollen. „In diesem Fall“, so der Beobachter weiter, „wären die Verhandlungen, wie bereits die vorherigen Gespräche in Maputo und Addis Abeba zum Scheitern verurteilt. Dort einigten man sich zwar jeweils auf ein Abkommen, das jedoch nie umgesetzt wurde“.
Die Vereinbarungen, die in den vergangenen Monaten in Maputo (Mosambik) und Addis Abeba (Äthiopien) zwischen den vier Bewegungen getroffen wurden, in denen sich jeweils die Anhänger von Rajoelina, Ravalomanana, Ratsiraka und Zafy zusammenschließen, sehen die Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit vor, die im Land Wahlen vorbereiten soll. Es kam jedoch zu Uneinigkeiten, was die Zusammensetzung dieser Regierung anbelangt, die Rajoelina dazu bewegten, eigenständig eine eigene Regierung zu bilden. Die Afrikanischen Union verurteilte dieses Vorgehen Rajoelinas und verhängte Sanktionen gegen ihn und rund 100 seiner Mitarbeiter.
Seit Monaten sind in Madagaskar Gerüchte über einen möglichen Staatsstreich im Umlauf, die nicht zuletzt auch durch den erzwungenen Rücktritt des Verteidigungsminister, General Noel Rakotonandrasana, zusätzlich geschürt wurden (vgl. Fidesdienst vom 17. April 2010). (LM) (Fidesdienst, 20/04/2010)


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