AFRIKA/NIGERIA - Der geschäftsführende Präsident löst die Regierung auf, während der Gouverneur des Bundesstaates Plateau „Schlüsselpersonen des Landes“ für die Gewalt der vergangnen Wochen verantwortlich macht

Donnerstag, 18 März 2010

Abuja (Fidesdienst) – Der stellvertretende Präsident und provisorische Staatschef in Nigeria, Goodluck Jonathan löste am 17. März die Regierung des Landes auf: nach Ansicht von Beobachtern will er damit die eigenen Macht stärken. Jonathan befindet sich in einem Machtkampf mit der Entourage des seit langem kranken Staatspräsidenten Umaru Yar’Adua. Mit Zustimmung des Parlaments übernahm er das Amt des Interims-Präsidenten, was jedoch von den Anhängern von Yar-Adua ablehnend betrachtet wird.
Innerhalb der kommenden Woche soll nun eine neue Regierung gebildet werden. Wie bekannt wurde, sollen dabei rund die Hälfte der bisherigen Minister im Amt bestätigt werden. Darunter auch der Verteidigungsminister Godwin Abbe, in dessen Zuständigkeitsbereich die Umsetzung der Amnestie für die Milizionäre der Bewegung für die Emanzipierung des Nigerdeltas (MEND) fällt, die im Nigerdelta ihr Unwesen treiben, wo sich die meisten Erdölvorkommen Nigerias befinden.
Ein weiteres Krisengebiet ist der Bundesstaat Plateau, wo bei einer wiederholten Unruhen und Racheakten zwischen verschiedenen einheimischen Völkern in den vergangenen Wochen rund 500 Menschen starben. Zuletzt hatte eine Gruppe von Hirten aus dem Fulani-Volk bei einem Überfall auf das Dorf Biye 13 Menschen getötet, darunter auch Frauen und Kinder (vgl. Fidesdienst vom 17. März 2010).
Der Gouverneur des Staates Plateau, Jonah Jang, rief die Bürger dazu auf, Ruhe zu bewahren. Man solle auch von Aktionen der Selbstverteidigung absehen. „Es muss etwas getan werden, denn wenn die Menschen sich schutzlos fühlen, dann verteidigen sie sich selbst und ich glaube nicht, dass dies zum Wohl des Landes gelangt“, sagte er wörtlich. „Es gibt keine spezifische Gruppe, die das Monopol der Gewalt besitzt. Doch vor allem junge Menschen lassen sich leicht in Aufruhr versetzen und damit besteht die Gefahr, dass die Situation außer Kontrolle gerät“.
Der Gouverneur vermutet auch, dass „… einige Schlüsselpersonen dieses Landes sich hinter den Ereignissen verbergen und dass sogar die internationale Staatengemeinschaft mitbeteiligt ist“. In diesem Zusammenhang hat auch Erzbischof Ignatius Ayau Kaigama von Jos wiederholt betont, dass es sich bei den Unruhen nicht um interreligiöse Gewalt handelt. (LM) (Fidesdienst, 16/03/2010)


Teilen: