AFRIKA/ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK - Bischof von Bangassou zur Entstehung und den Folgen der Gewalt der ugandischen LRA-Rebellen in seinem Land

Donnerstag, 4 März 2010

Rom (Fidesdienst) – „Die Guerillakämpfer der LRA (Lord’s Resistance Army) verursachen große materielle Schäden, doch noch viel schlimmer sind meiner Ansicht nach die psychologischen Folgen für die traumatisierten Menschen“, so Bischof Juan José Aguirre Munos von Bangassou, in dessen Diözese sich die Mission Rafai im Südosten des Landes befindet, auf die die ugandischen Guerillakämpfer der LRA erst vor kurzem einen Überfall verübt hatten (vgl. Fidesdienst vom 22/02/2010).
„Die Rebellen haben die katholische Mission vollständig geplündert und nur das Eingreifen der Armee konnte verhindern, dass zwei französische Mitarbeiter entführt wurden“, so der Bischof. „Die beiden Mitarbeiter, ein Mann und eine Frau, unterrichteten am Gymnasium der Franziskanerinnen von Montpellier, Mathematik und Französisch. In unserer Region gibt es kirchliche Schulen aller Bildungsstufen, von der Grundschule bis zum Gymnasium. In Bangassou haben wir auch eine Berufsschule für Straßenkinder und allein stehende Mütter“, so Bischof Aguirre Munos weiter.
Die Präsenz der LRA-Rebellen in der Region stellt für das Leben der Einheimischen und der Mission eine ernsthafte Gefahr dar. Bischof Aguirre Munos erklärt auch, wie es kommen konnte, dass die Guerillagruppe, die jahrelang im Norden Ugandas ihr Unwesen trieb, nun den Südosten der Zentralafrikanischen Republik bedroht, obwohl es dort keine Grenze zu Uganda gibt.
„Seit einigen Jahren hat die LRA den Norden Ugandas verlassen und sich zunächst im Süden des Sudan niedergelassen. Von dort aus zogen sie weiter nach Isiro im Garamba-Wald im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo“, so der Bischof von Gangassou. „Hier hatten die ugandischen Rebellen ihr Hauptquartier eingerichtet, wo es sogar Landepisten für Kleinflugzeuge für die Versorgung mit Nachschub gab. Woher diese Flugzeuge kommen und wem sie gehören, weiß niemand. Im Dezember 2008 starteten die ugandische, südsudanesische und kongolesische Armee einen Angriff auf das Hauptquartier der LRA im Garamba-Wald. Dem LRA-Anführer Joseph Kony und einem Großteil seiner Guerillakämpfer gelang jedoch die Flucht.“
„Die militärische Operation im Jahr 2008 hatte vor allem zwei Folgen“, so Bischof Aguirre Munos, „An erster Stelle haben die Guerillakämpfer sich an der Zivilbevölkerung im Kongo gerächt und unsagbare Gewalt verübt. Ich habe mit Überlebenden gesprochen und Fotos gesehen, deren Eindruckkraft unbeschreiblich ist“.
„An zweiter Stelle“, so der Bischof weiter, „hat sich die Guerillabewegung in etwa einhundert kleine Gruppen aufgesplittert, von denen einige heute auch in Zentralafrika agieren. Als erstes fielen sie in Obo, an der Grenze zwischen dem Sudan und dem äußerten Norden der Demokratischen Republik Kongo ein. Dabei wurde das Dorf geplündert und 74 Menschen verschleppt, von denen ein Großteil weinig später wieder freigelassen wurde, einige jedoch erst nach eineinhalb Jahren Geiselhaft wieder frei kamen“.
„Vor dem Überfall auf Rafai hatten die Guerillakämpfer auch die kleine Stadt Zacko überfallen, wo zwei Personen ermordet und 55 Jugendliche verschleppt wurden, von denen die meisten wieder frei kamen. Etwa 15 Mädchen befinden sich jedoch immer noch in den Händen der Rebellen“, so Bischof Aguirre Munos.
„Die Guerillakämpfer der LRA haben sich in Zentralafrika niedergelassen. Selbst von Kony wird vermutet, dass er sich auf zentralfarikanischem Boden aufhält. Wir verstehen nicht, wie es möglich ist, dass er sich immer noch auf der Flucht befindet und es nicht gelingt, ihn festzunehmen, denn er soll krank und mit rund zwanzig Frauen und vielen Kindern unterwegs sein“, so der Bischof weiter.
Die ugandische Armee stationierte unterdessen mit Zustimmung der einheimischen Behörden ein Kontingent in Zentralafrika, das die Guerillakämpfer in Schach halten soll: „Es wurden wichtige Mittel in Bewegung gesetzt“, so Bischof Aguirre Munos, „und eine 4 Kilometerlange Landepiste für ugandische Transportflugzeuge gebaut, mit denen auch Geländewagen und Hubschrauber eingeflogen wurden.“
„Doch die LRA ist eine Art Sekte und mit der Festnahme Konys wird die Gruppe sich mit größter Wahrscheinlichkeit auflösen“, so Bischof Aguirre Munos abschließend. (LM) (Fidesdienst, 04/03/2010)


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