AFRIKA/SÜDAFRIKA - „Wir sind ein Land ohne sittliche Prinzipien: in diesem Sinn begrüßen wir die Aufforderung des Präsidenten zum Dialog über einen moralischen Verhaltenskodex“

Dienstag, 23 Februar 2010

Johannesburg (Fidesdienst) – „Wir freuen uns über die Aussicht auf einen Dialog zur Sittlichkeit und zu den moralischen Prinzipien in unserem Land. Ein dementsprechender Vorschlag unseres Präsidenten ist zeitlich passend. Denn für die Südafrikaner ist die Stunde gekommen, dass sie eine kollektive Verantwortung für die eigenen Zukunft übernehmen“, heißt es in einer Verlautbarung der „National Church Leaders’ consultation“, in dem sich verschiedene christliche Konfessionen des Landes zusammenschließen, darunter auch die katholische Kirche. In einem Interview mit der in Südafrika erscheinenden Zeitung „Sunday Times“ hatte der südafrikanische Präsident Jacob Zuma am 21. Februar zum Dialog über einen moralischen Verhaltenskodex im Land aufgerufen. „Dieser Dialog ist Notwendig“, so das Staatsoberhaupt, „denn er wird zu einer besseren Verständigung unter den Südafrikanern beitragen“.
Die christlichen Religionsvertreter begrüßen den Vorschlag des Präsidenten, da sich Südafrika ihrer Ansicht nach in einer ernsten moralischen Krise befindet: „Als Land stehen wir vor den Ergebnissen sozialer, wirtschaftlicher, politischer und moralischer Verhaltensweisen, die die gemeinsamen Werte und Prinzipien untergraben haben und immer noch untergraben, die wir in der jüngsten Vergangenheit etabliert hatten, damit ein neues Südafrika entstehen konnte. Das Erbe, das wir unter der Leitung des ehemaligen Präsidenten Nelson Mandela und seiner Politikergeneration zu übernehmen begonnen hatten, wurde auf diese Weise im Wesentlichen zunichte gemacht.“
„Es ist klar, dass wir zurzeit ein Land ohne Orientierung sind, ohne eine Richtung und ohne ein Ziel. Der gute Wille, die Begeisterung im Hinblick auf die Fußballweltmeisterschaft und die historische Gelegenheit, die uns dieses Ereignis bietet, darf nicht vergeudet werden, aus Angst davor, dass von dem Ganzen nur ein Schuldenberg übrig bleiben wird“, so die Religionsvertreter in ihrer Verlautbarung.
Die christlichen Religionsvertreter formulieren in diesem Sinn auch Vorschläge zur Debatte: „Angesichts der tief gehenden Polarisierung im sozialen, wirtschaftlichen und politischen Bereich, schlagen wir vor, dass der grundlegende Ausgangspunkt der Diskussion der Mensch sein sollten, denn jeder Mensch hat einen angeborenen und unveräußerlichen Wert. Auf diese Weise werden Faktoren ausgeschlossen, die auf der Zugehörigkeit zu einer Rasse oder eine Klasse, zu einer Religion oder zu einer politischen Gruppe basieren. Dies ist auch der einzige Weg, wenn des darum geht, unsere Verfassung und deren gerechte und gleichberechtigte Umsetzung unter allen, die das Geschenk des Lebens empfangen haben, von den Kindern im Schoß der eigenen Mutter bis zum natürlichen Tod empfangen haben, zu prüfen.“
„Für die christliche Glaubensgemeinschaft“, heißt es in der Verlautbarung weiter, „basiert dieses Prinzip auf der Tatsache, dass jeder Mensch nach dem Abbild Gottes geschaffen wurde und dass jeder Mensch einen Wert hat. Außerdem ist das menschliche Leben heilig und damit unantastbar“.
„Wir begrüßen diese Gelegenheit zum Aufbau einer verantwortungsbewussten Gesellschaf in Südafrika“, betonen die Vertreter der christlichen Konfessionen abschließend.
Staatspräsident Zuma wird derzeit im Zusammenhang mit seinem privaten und politischen Verhalten heftig kritisiert (unter anderem auch von den Bischöfen) (vgl. Fidesdienst vom 15. Februar 2010). (LM) (Fidesdienst, 23/02/2010)


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