AFRIKA/NIGERIA - „Das Machtvakuum, das durch die Abwesenheit des Präsidenten entstanden ist, bereitet uns Sorge“, so der Erzbischof von Jos

Donnerstag, 4 Februar 2010

Jos (Fidesdienst) – „Die Nigerianer sind besorgt und orientierungslos und befürchten, dass ein ernsthaftes Machtvakuum entsteht“, so Bischof Ignatius A. Kaigama von Jos (Nigeria) im Gespräch mit dem Fidesdienst. Viele Nigerianer fordern den Rücktritt von Präsident Umaru Yar’Adua oder die Übertragung der Geschäfte auf dessen Stellverträger Goodluck Jonathan. Der Staatschef wird seit November letzten Jahres in einer Klinik in Saudi Arabien behandelt und ist derzeit nicht in der Lage sein Amt auszuüben. Dabei befindet sich Nigeria in einer schwierigen politischen Lage: nach den jüngsten Unruhen in Jos (vgl. Fidesdienst vom 20. Januar 2010) droht nun auch die Rebellenbewegung MEND mit der Beendigung des Waffenstillstands im Nigerdelta. Am 3. Februar forderten unterdessen auch 17 Zeitungen und Medien des Landes in einer gemeinsamen Pressekampagne den Rücktritt des Staatsoberhaupts nach dem von der Verfassung vorgesehenen Verfahren. Sollte er dies nicht tun, müsste das Parlament eine Vertrauensfrage einreichen.
„Die Übertragung der Macht auf den stellvertretenden Staatspräsidenten bedeutet nicht, dass der Präsident, wenn er wieder genesen ist, nicht in das Amt zurückkehren kann“, so Bischof Kaigama. „Es handelt sich um eine vorübergehende Maßnahme, denn Nigeria braucht eine solide politische Führung angesichts der sich abzeichnenden Schwierigkeiten. Man muss die angespannte Lage beruhigen, indem man die Machbefugnisse auf Jonathan überträgt, denn er kann andernfalls nicht über die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen entscheiden.
„Ich nenne dafür ein ganz banales Beispiel“, so der Bischof weiter, „Bei unsrem Träfen im Präsidentenpalais zu Gesprächen über die Lage in Jos (vgl. Fidesdienst vom 2. Februar 2010) saß der stellvertretende Präsident nicht auf dem Sessel des Staatsoberhaupts, da er dazu nicht befugt ist: als Vizepräsident hat er nur eingeschränkte Befugnisse.“
Zur derzeitigen Lage in Jos sagt der Bischof: „Die Lage verbessert sich von Tag zu Tag. Eine Delegation der Christian Association of Nigeria brachte unterdessen die Verbundenheit aller Christen Nigerias mit den von den Unruhen betroffenen Menschen zum Ausdruck.“
Die Rebellen der MEND hatten im Oktober vergangenen Jahres einen Waffenstillstand erklärt und die von Staatspräsident Yar’Adua angebotene Amnestie akzeptiert. Nach Angaben der Rebellen wurde Umsetzung der Amnestie durch die Abwesenheit des Präsidenten verzögert, weshalb sie nun mit der Aufhebung des Waffenstillstands drohen. (LM) (Fidesdienst, 04/02/2010)


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