AFRIKA/NIGERIA - Krisensitzung in Jos: „Ein konstruktives Gespräch, bei dem klar wurde, dass die Religion nicht die Ursache der Auseinandersetzungen ist“, so der Erzbischof von Jos zum Fidesdienst

Dienstag, 2 Februar 2010

Jos (Fidesdienst) – „Dieses Treffen war sehr positiv und furchtbar“, so Erzbischof Ignatius A. Kaigama von Jos, der an einem Treffen im Präsidentenpalais in Abuja teilnahm, bei dem der stellvertretende Staatspräsident, Goodluck Jonathan, sich zusammen mit den Anwesenden mit den Unruhen befasste, die am 17. Januar in Jos, der Hauptstadt des Bundesstaates Plateau ausgebrochen waren (vgl. Fidesdienst vom 20. Januar 2010). An dem Treffen nahmen der Gouverneur des Staates Plateau und Vertreter der lokaler und nationaler Institutionen und Organisationen, darunter auch Erzbischof John Onaiyekan von Abuja, in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Christian Association of Nigeria (CAN), in der sich die christlichen Konfessionen Nigerias zusammenschließen.
Erzbischof Kaigama beschreibt das Treffen gegenüber dem Fidesdienst mit folgenden Worten: „Das Gespräch war sehr offen und direkt und jeder konnte die eigene Enttäuschung und Befürchtungen im Hinblick auf die eigene christliche oder muslimische Gemeinschaft äußeren. Auf diese Weise konnten wir die jeweilige Position des anderen und auch die Ursachen der Krise besser verstehen. Und ich kann bestätigen, dass aus der Diskussion hervorging, dass es für die Unruhen keinerlei religiöse Gründe gibt. Die tatsächlichen Gründe für die Spannungen und die Gewalt sind sozialer, politischer, ethnischer und wirtschaftlicher Art oder es geht sogar um persönlichen Streit. Wenn man Kirchen oder Moscheen angreift, dann geschieht dies, weil beide das sichtbarste Symbol der jeweiligen Gemeinschaft sind, die man treffen will, doch es geht dabei nicht um die Kultstätte an sich“.
Das stellvertretende Staatsoberhaupt (der den sich seit November in einem Krankenhaus im Ausland befindenden Staatspräsidenten vertritt) betonte, dass der Bundesstaat Plateau eine Art „Puffer“-Staat ist, der zwischen dem muslimischen Norden und dem christlichen Süden liegt, wo es „zwar in der Vergangenheit bereits zu sozialen Konflikten von kleinerem Ausmaß kam, wobei das, was in der jüngsten Vergangenheit geschah doch ziemlich peinlich ist. Deshalb müssen wir gemeinsam erörtern, wie wir dies alles wieder beenden können.“
Am Rande des Treffens wurde ein 15köpfiger Ausschuss gebildet (dem auch Erzbischof Kaigama angehören wird), der sich um eine friedliche und endgültige Lösung für die gegenwärtigen Krise in Plateau bemühen soll.
In diesem Zusammenhang nennt Erzbischof Kaigaima gegenüber dem Fidesdienst einen ersten Ansatz für den Beitrag der Religionsführer zur Lösung des Problems: „Die Religionsführer müssen verhindern, dass wenn es zu Spannungen zwischen den Gemeinschaften kommt, eine Instrumentalisierung der Religion stattfindet. Man muss sofort eingreifen und den Frieden wiederherstellen und dabei Redewendungen vermeiden, die die Gemüter aufheizen. Vielmehr müssen wir zu Frieden und Aussöhnung aufrufen“. (LM) (Fidesdienst, 02/02/2010)


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