AFRIKA/NIGERIA - „Die Darstellung der Ursache für die Unruhen ist nicht korrekt“, so der Erzbischof von Jos zum Fidesdienst

Mittwoch, 20 Januar 2010

Jos (Fidesdienst) – „Die Darstellungen, die bisher zur den Ursachen der Unruhen veröffentlicht wurden, sind nicht korrekt. Und es ist auch nicht wahr, dass eine Kirche angegriffen und in Brand gesteckt wurde“, so Erzbischof Ignatius Ayau Kaigama von Jos der Hauptstadt des nigerianischen Bundesstaates Plateau, wo es drei Tage lang heftige Unruhen gegeben hat, bei denen rund hundert Menschen ums Leben gekommen sein sollen. „Es wurde auch berichtet, dass der Überfall auf die Baustelle eines muslimischen Bauherrn der Auslöser gewesen sein soll. Doch auch das muss erst noch geprüft werden“, so der Erzbischof von Jos.
Nach Aussage von Bischof Kaigama handelt es sich bei den Ursachen mehr um ethnische und politische Faktoren als um religiöse Aspekte.: „Ursprung der gegenwärtigen Unruhen, wie auch der Unruhen im November 2008, sind Auseinandersetzungen zwischen den muslimischen Hausa und den Eingeborenen, bei denen es sich größtenteils um Christen handelt, doch es geht dabei vor allem um die politische Kontrolle über die Stadt“.
Der Fidesdienst sprach mit dem Erzbischof kurz vor einem Treffen mit den einheimischen Behörden und den muslimischen Religionsführern und erklärte dazu: „Ich hoffe, dass dieses Treffen zur Aufklärung der Lage dienen wird. Insbesondere soll Klarheit über das Ausmaß der Schäden und die genaue Anzahl der Opfer geschaffen werden. Es besteht Aufklärungsbedarf im Hinblick auf die Umstände. Bei den Auseinandersetzungen kamen zum Beispiel auch modernste Waffen zum Einsatz, von denen niemand weiß, woher sie kommen.“
Zu den Unruhen kam es in Jos am 17. Januar und die Zahl der Opfer ist noch ungewiss. Unterdessen verhängte die Polizei eine Ausgangssperre. Jos war bereits in jüngerer Vergangenheit Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksgruppen. Im September kam es zu blutigen Gefechten, bei denen Kirchen und Moscheen in Brand gesteckt wurden. Damals starben 915 Menschen. Im November 2008 kam es erneut zu Episoden der Gewalt, bei denen 400 Menschen ums Leben kamen.
Die Unruhen im Bundesstaat Plateau kam es vor dem Hintergrund einer politischen Krise im Zusammenhang mit der Ungewissheit über den Gesundheitszustand des Staatspräsidenten Umar Yar’Adua, der seit November in einem Krankenhaus in Saudi Arabien wegen Herzproblemen behandelt wird. Die Opposition forderte erst vor kurzem mehr Informationen über den Gesundheitszustand des Präsidenten und die derzeitige Regierungsführung. (LM) (Fidesdienst, 20/01/2010)


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