ASIEN/NEPAL - Stellvertretender Apostolischer Vikar im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Die Bürger sind der politischen Klasse müde“

Dienstag, 17 November 2009

Katmandu (Fidesdienst) – „Die Situation könnte sich zu ihrem Nachteil entwickeln, wenn man das Wesen unserer politischen Führungskräfte betrachtet. Die Bürger sind dieser politischen Klasse müde, die ausschließlich an der Macht interessiert zu sein scheint und darüber die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen vernachlässigt“, so der stellvertretende Apostolische Vikar in Nepal, P. Pius Perumana im Gespräch mit dem Fidesdienst zur derzeitigen Lage im Land, wo es immer wieder zu Protestkundgebungen der Maoisten kommt und seit vielen Monaten ein politischer Stillstand herrscht.
„Die Maoisten rufen erneut zu Demonstrationen auf und zwar im Namen der „Oberhoheit der Bürger“… doch sie wissen nicht wirklich, was dieser Slogan bedeutet. Die einzige Gewissheit ist, dass sie an die Macht zurückkehren wollen. Sie kündigten eine Woche der Proteste an und drohten mit einer Eskalation der Proteste, sollten ihre Forderungen nicht berücksichtigt werden. Doch niemand scheint ihnen zu glauben. Das politische Gleichgewicht ist sehr prekär“, so P. Perumana. „Die verfassungsgebende Versammlung sollte eine neue Verfassung erarbeiten, doch es wurde bisher nicht mit den Arbeiten begonnen und es gibt auch keine Anzeichen für einen baldigen Beginn. Unterdessen nimmt die Armut der Menschen zu: als katholische Glaubensgemeinschaft versuchten wir die Not der Menschen zu lindern“.
Wie Beobachter aus Katmandu betonten „wartet der Staatshaushalt wartet seit 111 Tagen auf eine Billigung des Parlaments. Der provisorische Haushalt beeinträchtigt die Bereitstellung von Geldern für Gesundheit, Bildung und Entwicklung. In verschiedenen Krankenhäusern sind die Fonds bereits aufgebraucht. Das Land steht unter allen Gesichtspunkten still. Die Regierung ist aus Unfähigkeit und infolge der internen Kämpfe und externen Druckausübung der Maoisten nicht in der Lage zu handeln.“
Die Protestkundgebungen der Maoisten blockieren unterdessen seit einigen Tagen die Regierungstätigkeit, nachdem mehrere Regierungsgebäude besetzt wurden. Geleitet werden die Proteste der United Communist Party of Napal-Maoist (UCPN-M) von historischen Anführern der maoistischen Partei, wie zum Beispiel der ehemalige Premierminister Prachanda, der nach Angaben von Beobachtern „die Sache vorantreibt, damit er einen Teil der Macht für sich in Anspruch nehmen kann“.
Trotz der ungewissen Lage wächst der Fremdenverkehr – der zu den Haupteinnahmequellen des Landes gehört - bereits im fünften aufeinander folgenden Monat um 10%. Doch auch die Fremdenverkehrsbranche wünscht sich eine Beruhigung der politischen Spannungen, damit ein Mindestmaß an Sicherheit gegeben ist. (PA) (Fidesdienst, 17/11/2009)


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